Der Hühner-Hausarrest

Bernd Mayer hält Biolegehennen im Südburgenland. Finanziell könnte der Hühner-Hausarrest zum Problem werden
Eierproduzenten befürchten wirtschaftliche Einbußen durch lange Stallpflicht.

Das Gackern ist gedämpft, die Hühner scharren nur im Wintergarten. Raus dürfen die Vögel im Moment nicht, sie haben "Hausarrest". Grund für diese Maßnahme ist die grassierende Vogelgrippe.

Die generelle Stallpflicht, die das Gesundheitsministerium aus Sorge vor einer Ausbreitung der Geflügelpest erlassen hat, bereitet den Eierproduzenten Kopfzerbrechen. Wie berichtet, war Anfang der Woche ein Fall von Vogelgrippe in einem Betrieb in St. Margarethen, Bezirk Eisenstadt-Umgebung, bekannt geworden. Etwa 100 Tiere mussten gekeult und der Betrieb gesperrt werden. Jetzt haben auch die Produzenten in der "Eier-Hochburg" Draßmarkt, Bezirk Oberpullendorf, Sorge vor einer Ausbreitung des hoch ansteckenden Virus.

"Gefährliche Halter"

Anton Schlögl aus Draßmarkt ist einer der größten Eierproduzenten Österreichs. Gemeinsam mit seinem Sohn hält er 60.000 Legehennen, aus weiteren 80 Zulieferbetrieben aus der Region vermarktet er zusätzlich Bio- sowie Freilandeier. Vier Millionen Frischeier verkauft Schlögl – pro Woche. Die Stallpflicht erachtet er als "wichtig und richtig". "Wir müssen strenge Kriterien in unserem Betrieb erfüllen. Unsere Mitarbeiter wurden auch geschult, um genaue Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten", sagt Schlögl. Trotzdem habe er ein mulmiges Gefühl. "Gefährlich sind nämlich die Hobbyhalter, die nicht registriert sind und die ihre Hühner nicht vorschriftsgemäß einsperren."

Diese Befürchtung teilt auch Johann Werkovits, der ebenfalls in Draßmarkt 18.000 Hühner hält. "Wenn nur ein einziger kleiner Halter betroffen ist, müssen alle Betriebe im Umfeld schließen. Das wäre unser Ruin." Die Hälfte von Werkovits’ Federvieh sind Freilandhühner, die er jetzt zur Sicherheit im sogenannten Wintergarten untergebracht hat. Auch er hält die Stallpflicht für "in Ordnung". Den Wintergarten hat er schon vor Jahren freiwillig errichtet, auch an besonders kalten Tagen würden sich die Freilandhühner dort aufhalten. Dass diese den bereitgestellten, sieben Hektar großen, Grund nun nicht nutzen können, sei aber bitter, sagt Werkovits.

Einbußen

In Badersdorf, Bezirk Oberwart, hält Bernd Mayer drei Mal 3000 Biolegehennen. "Wir haben einen vogeldichten Wintergarten. Drei Monate haben wir jetzt kein Problem", sagt Mayer. Was dann kommt, sei allerdings noch unklar. Denn eine Biolegehenne benötigt genügend Auslauf. Fehlt der, könnte auch die Zertifizierung zurückgestuft werden. "Wir haben Biofutter, sind es dann nur mehr Bodenhaltungseier, haben wir massive finanzielle Einbußen", sagt Mayer, und hofft auf eine baldige Lösung.

Bisher hätten sie keine wirtschaftlichen Einbußen durch die Stallpflicht, erklären Schlögl und Werkovits unisono. Auch die Legeleistung habe bisher nicht abgenommen. Die Unternehmer hoffen nun, dass die Stallpflicht innerhalb der nächsten drei Monate aufgehoben wird. Denn ein Preisabschlag würde nicht nur das Geschäft mit den Ostereiern, von denen Schlögl jährlich etwa 20 Millionen verkauft, bedrohen. "Dadurch würde auch die Existenz meiner 80 Zulieferbetriebe gefährdet."

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