Der Ball belebt das Tourismusspiel

Ein Markstein in Burgenlands fußballtouristischer Historie: 2011 trafen Schalke 04 (Stegersbach) und Sigma Olmütz (Bad Tatzmannsdorf) im Oberwarter Stadion aufeinander
Burgenland Tourismus bietet Trainingslager für Top-Teams / Weitere Hotels gesucht.

Im Halbfinale der Champions League zwischen Real Madrid und Bayern München waren sie Gegner, Ende Mai bereiten sich die kroatischen Weltklassekicker Luka Modrić und Mario Mandžukić im Südburgenland Seite an Seite auf die Fußball-WM in Brasilien vor. Nach den Europameisterschaften 2008 und 2012 nimmt das kroatische Fußball-Nationalteam zum dritten Mal für ein ballesterisches Großereignis im Avita Resort Bad Tatzmannsdorf Aufstellung (der KURIER berichtete). "Weil wir hier die besten Bedingungen vorfinden", begründete Kroatiens Trainer Niko Kovač die Wiederwahl.

"Wir brauchen solche Leuchtraketen", sagt Best-of-Football-Obmann Andreas Gross, Top-Teams als Gäste seien für die internationale Vermarktung des Burgenlandes als Standort für Fußballcamps unverzichtbar. Auch der Iran holt sich noch im Mai im Balance Resort Stegersbach (und im steirischen Bad Waltersdorf) den letzten Schliff für die WM.

Fünf Standorte

Seit Ende 2011 setzt der Burgenland Tourismus, dessen Marketingleiter Gross hauptberuflich ist, verstärkt auf die wichtigste Nebensache der Welt. Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer wurde der Verein Best of Football (BOF) gegründet, fünf Hotels bieten sich derzeit unter dieser Marke auch als Trainingsdestination an: Avita Resort Bad Tatzmannsdorf, Falkensteiner Balance Resort Stegersbach, Thermenhotel Kurz in Lutzmannsburg, Landessportzentrum Viva in Steinbrunn und Reisinger in Neufeld/Leitha.

Die Mitgliedsbetriebe zahlen jährlich einen Beitrag von rund 2500 Euro. Bei Akquisition von Mannschaften und Pressearbeit kooperieren die Burgenländer mit der Steiermark, deren International Football Camp Styria schon bestens etabliert ist. Neben heimischen Ober- und Unterligaklubs haben auch schon Schalke 04, Lazio Rom, Schachtar Donezk, Derby County oder Fenerbahce Istanbul auf pannonischen Rasenplätzen trainiert.

Der Fußballtourismus sei ein immer wichtiger werdendes Nischenprodukt, befindet BOF-Obmann Gross, deshalb seien auch weitere Standorte erwünscht. Besonders im Bezirk Neusiedl am See gäbe es Bedarf. Die Nähe zu Wien und zum Flughafen machten den Standort besonders attraktiv.

Aber auch abseits der BOF-Hotels buhlen Betriebe quer durchs Land um ballverliebte Gäste aller Alters- und Leistungsklassen. Derzeit sorgt der Fußballtourismus für rund 30.000 Nächtigungen pro Jahr. Insgesamt verbucht Burgenland Tourismus rund 2,9 Millionen Übernachtungen.

Flaggschiff

Schon ein paar Spielzüge weiter ist das Avita Resort in Bad Tatzmannsdorf, im Flaggschiff des Fußballtourismus entfallen bereits acht Prozent der rund 50.000 Nächtigungen auf Kicker – Tendenz steigend. "Wir leben den Fußball", nennt Avita-Direktor Peter Prisching sein Erfolgsrezept. Hotel mit Regenerationsbereich, Plätze und Laufstrecken der Fußballarena seien erstklassig, dazu alles auf engstem Raum, sodass alle Wege ohne Bus bewältigbar sind. Dafür gab es vom Europäischen Fußballverband auch ein Gütesiegel, das Avita ist Burgenlands einziges UEFA-zertifiziertes Hotel. Perfektionist Prisching hat selbst so gute Kontakte zu Top-Klubs, dass er gar nicht auf Best of Football angewiesen wäre. Ihm ist der Fußballtourismus aber ein Herzensanliegen, deshalb will er sein Haus auch als Motor an Bord halten.

Neben der kroatischen Nationalelf kommen heuer noch Klubmannschaften aus Deutschland und England – aber auch aus Russland und der Ukraine ins Avita.

Vielleicht treffen letztere ja sogar zum "Freundschaftsspiel" aufeinander.

Kommentare