Das Kaffeehaus als "Lebenselixier"

Der Chef kümmert sich persönlich um seine Gäste
Das Stadtcafé ist seit 30 Jahren eine Institution, Hausherr "Gusti" Gamauf bewirtet seine Gäste täglich.

Am Stammtisch wird Karten gespielt. Einige Gäste schauen zu, andere lesen die Zeitung, oder unterhalten sich über die politische Lage. Gustav Gamauf hat den Überblick, geht von Tisch zu Tisch, kennt die meisten Gäste persönlich. Er ist seit 30 Jahren im Geschäft. "Ein Verlängerter, wie immer?", fragt er und schon wird die Maschine angeworfen. Mit einem Glas Wasser und einem Schuss Milch wird der Kaffee serviert. Auch mit 60 Jahren ist er nicht müde, die Gäste in seinem Stadtcafé im Herzen von Oberwart zu bedienen. "Mein Beruf ist zu dienen, es ist was Schönes, dem Gast den Kaffee und eine Buttersemmel zu machen", sagt Gamauf voller Begeisterung. Von den Stammgästen wird er "Gusti" genannt. Davon hat er heute viele. Angefangen hat er als Lehrling im Parkhotel Bad Tatzmannsdorf. "Ich bin vom Dorf gekommen, die haben erst einen Menschen aus mir gemacht, ich kannte ja nicht einmal Tischtücher", sagt der 60-Jährige, der immer noch gern an seine Lehrzeit denkt. Sein Ziel war die Selbstständigkeit – ein Kaffeehaus.

Mit 30 kam dann die Chance, das Lokal in der Wienerstraße in Oberwart zu mieten, mit eigenem Parkplatz und Gastgarten. "Ich wollte die Wiener Kaffeehausschule hoch leben lassen", sagt Gamauf. Damals sei er belächelt worden, weil er ein Glas Wasser zum Kaffee servierte.

Freundlich

Heute ist es selbstverständlich, die Zeitungen liegen auf wie eh und je und es gibt hausgemachte Strudel und Somlauer Nockerl. Mit grantelnden Oberkellnern aus Wien hat der Gastwirt mit Leib und Seele nichts gemein. "Ich bin schon immer freundlich, aber matschgern tu’ ich."

Viel hat sich verändert in den vergangenen drei Jahrzehnten, wenn er darüber nachdenkt: Die Stadt, seine Gäste und auch sein Angebot. "Es war ein schwieriger Weg. Zum Glück hatte ich nie ein In-Café, und deshalb auch nie ein Out-Café", sagt Gamauf.

Viele Stammtische haben sich über die Jahrzehnte gebildet. Ob Bridgespieler, Schachfreunde oder der Energiestammtisch, alle besuchen regelmäßig den "Gusti". Unter den Gästen sind "Kartenpracker", Schnapstrinker und Politisierer. Der Maler, der sich in der Früh einen Kaffee holt, gehört ebenso zu den Gästen wie die Familie, die für ein Eis ins Lokal kommt, oder jene, die die Zeitung genau studieren. "Die Mischung macht’s aus", sagt Gamauf. Verändert haben sich die Gäste über die Jahre: "Es ist abgekommen, den Frauen aus dem Mantel zu helfen." Die Handykultur habe viel zerstört und "das Bitte und Danke verschwindet schön langsam".

Ans Internetzeitalter hat er sich angepasst, nicht ohne zu jammern: "WLAN haben wir jetzt, das hat mir die Zeit aufgedrückt." Politisiert werde heute mehr als früher, was ihn freut. Über die politische Lage kann er sich aufregen, ebenso über Kaffee zum Mitnehmen, "den gibt es bei mir nicht".

Ans Zusperren denkt er noch nicht. "Ungefähr zehn Jahre will ich noch arbeiten, ich bin aber pessimistisch. Wenn das allgemeine Rauchverbot kommt, könnten meine Pensionspläne beschleunigt werden", sagt Gamauf. Die Bevormundung geht dem Südburgenländer gegen den Strich: "Der geselligste Gast ist der, der ein bisserl raucht, die Unterhaltung sucht und nach dem Kaffee ein Achterl trinkt." Auch wenn die Wochen oft mehr als 90 Stunden Arbeit bedeuten, beschwert er sich nicht: "Kaffeehausbesitzer zu sein ist mein Lebenselixier."

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