Das Burgenland fliegt auf China
China ist dem Burgenland so nah wie Italien, zumindest was die Exporte angeht. Auf den riesigen chinesischen Markt und das südliche Nachbarland Österreichs entfallen nämlich jeweils vier Prozent der gesamten Ausfuhren burgenländischer Unternehmen – in Summe je rund 68 Millionen Euro. Eine erkleckliche Summe, allerdings ist der Wert der Importe aus China ins Burgenland noch höher.
Insgesamt beträgt das Exportvolumen heimischer Betriebe jährlich 1,7 Milliarden Euro, der Löwenanteil geht nach Deutschland, dann folgt mit 11 Prozent Ungarn und dann kommen schon Italien, Frankreich – und eben China. Erst danach rangieren die USA und Großbritannien. Rund 50 heimische Unternehmen haben „regelmäßigen“ wirtschaftlichen Kontakt mit China, dem mit 1,34 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Land der Erde. Ein Drittel der Exporteure sind Weinbauern, von Kracher bis Heinrich.
„Jeder, der langfristig denkt, muss sich mit dem chinesischen Markt beschäftigen“, befindet Peter Wrann. Die Fernost-Reise, zu der eine 22-köpfige Wirtschaftsdelegation aus dem Burgenland Mittwochnachmittag aufgebrochen ist, hält der Leiter der Außenwirtschaftsabteilung der Wirtschaftskammer deshalb für höchst sinnvoll. „Aus meiner Sicht sollte man das sogar öfter machen“, sagt Wrann.
Unter der Führung von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), seinem ÖVP-Stellvertreter Franz Steindl und Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth besuchen Manager, Touristiker und Winzer bis 31. Oktober die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, die im dritten Quartal 2013 ein Wachstum von 7,8 Prozent ausgewiesen hat. Stationen der Tour sind die Hauptstadt Peking, die Wirtschaftsmetropole Shanghai und die südostchinesische Provinz Húnán, zu der das Burgenland seit dem Jahr 2000 eine Partnerschaft unterhält.
Zweck der Visite, bei der die Burgenländer auf chinesische Firmenvertreter und Funktionäre aus Politik und Verwaltung treffen: Ausloten wirtschaftlicher Kooperationsmöglichkeiten und Vorantreiben der Internationalisierung der burgenländischen Wirtschaft.
Ein Ansatz, der auch von Manfred Gerger, Präsident der Industriellenvereinigung, unterstützt wird: „Grundsätzlich ist dieser Markt nicht zu vernachlässigen“, sagt der China-Kenner, der seine Expertise als Geschäftsführer der Hella Fahrzeugteile Austria GmbH beim Aufbau chinesischer Standorte eingebracht hat. Aber der IV-Boss warnt auch vor Blauäugigkeit, denn er kenne nicht nur Firmen, die positive Erfahrungen gemacht hätten.
Mit in China ist auch Tourismusdirektor Mario Baier, der kräftig die Werbetrommel rühren muss. Denn Chinesen machen zwar gern einen Abstecher ins Parndorfer Outlet, wenn sie Wien besuchen. Als Feriengäste sind sie im Burgenland aber noch unter ferner liefen, denn in der Statistik werden sie bis dato nur unter „Sonstige“ verbucht.
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