Bedingte Haftstrafen nach Schreckschüssen auf Asylwerber

Bedingte Haftstrafen nach Schreckschüssen auf Asylwerber
Die Schreckschüsse auf zwei Iraker wurden aus einem Auto abgegeben. Urteil nicht rechtskräftig.

Schreckschüsse, die im Juli von einem Auto aus auf Asylwerber abgefeuert wurden, haben am Donnerstag in Eisenstadt zwei Burgenländer auf die Anklagebank gebracht. Einem 18-Jährigen und seinem 24 Jahre alten Bruder wurde schwere Nötigung vorgeworfen. Richterin Gabriele Nemeskeri fällte Schuldsprüche und verurteilte beide zu sechs bzw. acht Monaten bedingter Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

In der Nacht auf den 25. Juli sollen die Zwei laut Anklage mit einem BMW in Eisenstadt unterwegs gewesen sein. Als sie zwei Asylwerber aus dem Irak sahen, sollen sie sich ihnen genähert und der Jüngere vom Wagen aus mit einer Walther Schreckschusspistole "zwei bis drei" Schüsse in Richtung der beiden abgegeben haben. Die Flüchtlinge hätten sich aus Angst auf den Boden gelegt und danach eine Frau gebeten, die Polizei zu verständigen. Dem Älteren, der den Pkw lenkte, wurde zur Last gelegt, von der Absicht seines Bruders gewusst zu haben.

Beide verantworteten sich vor Gericht nicht schuldig. Der Richterin erzählten sie, sie seien am dem Abend nach der Rückkehr aus Ungarn in Eisenstadt in einem Fast Food Lokal gewesen und wären dann herumgefahren - unter anderem, um zu sehen, ob ein Bekannter seinen Mercedes verkauft habe, schilderte der 24-Jährige.

Später, während der Fahrt durch die Stadt, hätte sein Bruder dann ganz überraschend die Schreckschusspistole, die der Mutter gehöre, aus seiner Jacke von der Rücksitzbank genommen. Dann habe er "es klicken gehört" und der 18-Jährige habe - ebenso plötzlich - die Hand aus dem Fenster gestreckt und geschossen. Das alles hätte vielleicht "fünf bis zehn Sekunden" gedauert, erzählte der Beschuldigte.

Er habe dann den Bruder angeschrien: "Bist du blöd?" und zunächst gebremst, dann beschleunigt. Auf die Frage, ob ihm vor den Schüssen die beiden Asylwerber aufgefallen wären, antwortete er, ebenso wie später sein Bruder: "Ich habe niemand gesehen". Die beiden seien ihnen erst beim Wegfahren aufgefallen.

Asylwerber sahen gezielte Aktion

Ganz anders schilderten die Opfer den Vorfall: Der BMW sei ihnen schon früher aufgefallen, der Wagen sei ihnen gefolgt. Der Fahrer habe sie dann noch eine Kreuzung überqueren lassen. Die Schüsse seien gezielt gefallen, sagten einer der beiden Flüchtlinge aus dem Irak aus: "Ich habe mich umgedreht und habe das Feuer aus der Pistole gesehen". Auch "Polizei" habe einer der Beschuldigten gerufen.

Ein Polizist, der in der Nähe des Tatortes wohnt, erinnerte sich, um 0.07 Uhr Schüsse gehört zu haben. Auch habe jemand geschrien "Leg dich am Bauch, du Sau, bleib liegen". Zwei Minuten nach den Schüssen habe er die Kollegen verständigt.

Die Richterin gab den Beschuldigten mehrfach zu verstehen, dass sie ihnen ihre Schilderung des Vorfalls nicht abnehme. Die "im Partnerlook", wie die Staatsanwältin anmerkte, erschienenen Brüder blieben dennoch bei ihren Angaben. Als die Schreckschüsse fielen, hätten die Flüchtlinge sie gar nicht sehen können, verantworteten sie sich.

"Es tut mir leid, wenn ich ihn erschreckt habe", sagte der mutmaßliche Schütze zu einem der beiden Männer aus dem Irak. "Warum macht er sowas - nur, weil wir Asylwerber sind?" fragte dieser.

"Ich habe ihnen ihre Version nicht geglaubt", begründete die Richterin den Schuldspruch. Die Zeugen hätten "sehr glaubhaft dargelegt, wie das Ganze abgelaufen ist". Die beiden hätten die Asylwerber schon vorher verfolgt in der Absicht, sie zu verunsichern. Dan sei es auch noch zur Schussabgabe gekommen. Die zwei Burgenländer nahmen das Urteil an, die Staatsanwältin gaben keine Erklärung ab.

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