Burgenland als Land der Bergfexe

Grossvenediger, ein Ziel auch für die Alpenvereinsmitglieder aus dem Burgenland
Zwei Sektionen betreuen rund 2500 Mitglieder; Hausberg ist der Schneeberg in Niederösterreich.

Diese Frage hat Wolf Reheis erwartet: "In Wien gibt’s noch weniger Berge als im Burgenland und trotzdem kommt mehr als ein Fünftel der 502.000 Alpenvereinsmitglieder aus der Bundeshauptstadt", tritt der Obmann der Alpenvereins-Sektion Burgenland dem Einwand entgegen, die Förderung des Bergsteigens und alpiner Sportarten (aus der Satzung des Alpenvereins, Anm.) passe so gar nicht ins flache Pannonien.

Tut es offenkundig doch, denn die Begeisterung von Burgenländern für die Berge ist ungebrochen. Reheis: "Es gibt ein wachsendes Bedürfnis nach Bewegung in der Natur." Das kleinste Bundesland ist zwar das einzige ohne eigenen Landesverband, verfügt aber zumindest über zwei der bundesweit 196 Sektionen – die 1966 gegründete Sektion Burgenland mit rund 1500 Mitgliedern und die seit 1992 bestehende Sektion Südburgenland mit 1000 Bergfexen. Und da wie dort steigt die Zahl der Vereinsmitglieder stetig, betonen Reheis und sein südburgenländischer Kollege Werner Gamauf.

Früher sei das Zusammengehörigkeitsgefühl auf den Bergen größer gewesen, weiß Reheis. Heute würden eher Individualisten und Kleingruppen klettern.

Halbes Jahrhundert

Die ältere und größere Sektion Burgenland hat anlässlich des 50. Geburtstags Ende Oktober die diesjährige Hauptversammlung des Alpenvereins nach Eisenstadt geholt. "Wir haben für die Organisation sehr gute Kritiken bekommen", freut sich Reheis, der seit 2014 an der Spitze der jubilierenden Sektion steht. Nicht zuletzt für ein selbstironisches Begrüßungsvideo, in dem die Burgenländer in voller Montur einen Weinberg hinaufstapfen – "aufi mias ma!" Die 500 Gäste johlten. Wobei: Auch im Burgenland kann man klettern. Der Römersteinbruch St. Margarethen ist sogar österreichweit Kursort für Drytooling – mit Eispickel und Steigeisen geht’s dabei in die Steilwand.

Wie ist Reheis, 49-jähriger Pflanzenbau-Referent in der Landwirtschaftskammer, zum Bergsteigen gekommen? Er habe früher alles ausprobiert, vom "Fußball über Fischen bis zur Jagd", ehe ihn ein Freund zu einem Klettersteig im Pittental mitgenommen und der Steinbrunner seine Berufung gefunden hatte. "Aber ich bin ein Viertel-Tiroler", schiebt Reheis augenzwinkernd nach, sein Großvater kam aus dem Alpen-Bundesland.

Geburtstagswunsch

Erst seit 2007 ist Reheis beim Alpenverein, 2010 wurde er bereits stellvertretender Obmann, seit 2014 steht er an der Spitze. Hinauf auf die Berge treibt es Reheis fast jede Woche, schließlich ist der verheiratete Vater zweier Teenager nicht nur Funktionär, sondern auch Tourenführer. Gewandert und geklettert wird unter anderem auch in Tirol und Vorarlberg, aber der Hausberg der burgenländischen Sektion ist der Schneeberg in Niederösterreich. Dort wird seit 40 Jahren die Rieshütte für die Mitglieder bewirtschaftet. Die Berghütte gehört den Wienern und steht auf niederösterreichischem Boden – eigentlich auch der ideale Ort für ein Landeshauptleutetreffen der Ostregion...

Was wünscht sich Reheis als verspätetes Geburtstagsgeschenk für seine Sektion? "Eine g‘scheite Kletterhalle". Seit 1999 hat man zwar einen Standort im Viva-Sportzentrum Steinbrunn. Allerdings fehlt dort unter anderem auch die für die Konzentration nötige Ruhe, weil daneben andere Sportarten betrieben werden.

Und sonst? "Ein bissl wachsen" wolle die Sektion noch, sagt Reheis. Muss ja nicht in den Himmel sein.

Kommentare