Landwirtschaft: Bio boomt beim Bauern

Traudtner setzt auf Bio – als Bauer und im Verein
Tausend Bio-Betriebe gibt es schon im Land und es werden immer mehr.

"Nur bio wird die Welt ernähren, die Zukunft ist eine biologische", sagt Franz Traudtner, Biobauer und Obmann des Verbandes Bio Austria Burgenland. Seit 35 Jahren haben sich die Biobauern im Burgenland organisiert. Anfangs von vielen als "Spinner" belächelt, gibt es heute rund 1000 Biobetriebe im ganzen Land und es werden stetig mehr.

Einer davon ist Michael Griemann aus Tadten im Bezirk Neusiedl. Der Acker- und Rinderbauer kennt beide Seiten, die biologische und die konventionelle. In wenigen Jahren will er alles auf bio umstellen. Das Geschäft floriert. "Die Leute fragen nicht einmal mehr, ob es sich um Bio-Fleisch handelt, sie gehen einfach davon aus", beschreibt der Seewinkler Bauer.

"Bio ist keine Erfindung vom Verband, es ist das was immer war, bevor die Chemikalien – Dünger und Spritzmittel – in die Landwirtschaft Einzug hielten", erklärt Traudtner. Durch die Chemie habe sich die Landwirtschaft komplett verändert. Konventionelle Bauern seien mittlerweile "Leibeigene" der Saatgut- und Pflanzenschutzmittel-Industrie, Bio-Bauern könnten das Futter für ihre Tiere selbst anbauen, was wiederum Krankheit reduzieren würde, erklärt Griemann die Vorteile. Für Traudtner ist es mehr als eine landwirtschaftliche Produktionsweise: "Es ist der respektvolle Umgang mit den Lebensgrundlagen, den Geschöpfen und Menschen." Essenzielle Grundlage für jeden Landwirt ist der Boden, "vernachlässigt man ihn, wird man Schiffbruch erleiden", meint Bio-Obmann Traudtner.

Geringer Marktanteil

Bei den Konsumenten kommt das Bewusstsein für die biologische Wirtschaftsweise bisher nur teilweise an. Bei Eiern und Milch gibt es bis zu 20 Prozent Marktanteil für Bioprodukte. "Bei Fleisch schaut es ganz anders aus", weiß der Obmann. Durch die Überproduktion könne niemand kostendeckend produzieren. "Es gibt Schleuderwaren bei Schweinefleisch, da kostet das Hundefutter mehr", sagt Traudtner. Der Preis ist weiterhin ein ausschlaggebendes Kriterium für die Kauftenscheidung. 20 bis 30 Prozent teurer ist Griemanns Rindfleisch, dafür bekomme der Konsument qualitativ hochwertige Ware. Auch wenn der Trend klar zu Bio-Produkten geht, wird auch die konventionelle Landwirtschaft immer ihre Berechtigung haben, "weil viele Menschen sich bio nicht leisten können", sagt Griemann nüchtern.

Heuer gab es in Österreich rund 2000 Betriebe, die ihre Wirtschaftsweise auf biologisch umgestellt haben. "Es ist mehr als ein Kreuzerl am Antrag, der Gedanke muss sich auch in den Köpfen der Bauern verankern", sagt Traudtner. Der Verband bietet Beratungen und auch ein Weiterbildungsangebot. Außerdem arbeitet man an der Sensibilisierung der Konsumenten und der Landwirte.

Möglich macht die Arbeit zum großen Teil aber die Förderung. Ob durch den Zulauf in die biologische Wirtschaftsweise, bald ein Plafond der Bio-Bauern erreicht wird, weiß Traudtner nur zwei Möglichkeiten: "Entweder alle Landwirte sind bio, oder der Konsument kauft keine Bioprodukte mehr, dann ist der Plafond erreicht."

Schon im Jahr 1959 begannen sich Biobauern in Österreich in Verbänden zu organisieren. Damals noch belächelt, weil sie die Gewinnmaximierung durch Kunstdünger und Spritzmittel nicht mitmachten, hat sich die Bio-Landwirtschaft heute zu einer Alternative entwickelt. 1980 waren 200 Betriebe in Bioverbänden organisiert. Im Burgenland gab es 1981 nur 15 Biobetriebe, 2015 waren es bereits mehr als tausend Bauern, die sich für die biologische Wirtschaftsweise entschieden haben. Maßgeblich am Erfolg beteiligt war der Einzelhandel, der in die Vermarktung der Bioprodukte eingestiegen ist. Der Verband Bio Austria Burgenland, mit Sitz in Oberpullendorf, unterstützt die Landwirte beim Umstieg und bietet Kurse an. Außerdem wird Öffentlichkeitsarbeit für die biologische Landwirtschaft betrieben.

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