Besucher-Minus in Mörbisch

"Viktoria und ihr Husar": nicht der ganz große Renner
Heuer wohl nur 100.000 Operetten-Besucher; Schellenberger will weitermachen.

Die Bayern lieben die Mörbischer Operette: Der Sender BR Klassik hat die noch bis 20. August laufende Produktion "Viktoria und ihr Husar" jüngst für "Operetten-Mut und aktuelle Interpretation" ausgezeichnet. Das Publikum der Seefestspiele scheint indes weniger begeistert als die Musik-Redakteure des Bayerischen Rundfunks. Denn sechs Aufführungen vor Schluss zeichnet sich ein erklecklicher Besucherrückgang ab. Momentan rechnet Seefestspiele-Geschäftsführer Dietmar Posteiner auf KURIER-Anfrage mit "knapp über 100.000 Besuchern" – im Vorjahr waren es noch 120.000. Mit dem Budget von 8,7 Millionen Euro sollte man das Auslangen finden, aber erst am Saisonende werde man sehen, ob‘s nicht doch einen Zuschuss brauche. Ein Grund für das Minus sei die Vielzahl der Festivals in NÖ, aber auch im Burgenland. Posteiner: "Kontraproduktiv".

Posteiner, seit 1993 an Bord, macht kein Hehl aus seiner Einschätzung, dass es "auf Dauer ohne Subventionen nicht gehen wird". Das wäre kein Novum, denn bis 2007 hatte es Förderungen durch die öffentliche Hand gegeben. Und, so hatte man bei den Seefestspielen schon in der Vergangenheit argumentiert, vergleichbare Festivals würden schon jetzt hoch subventioniert.

Neuausschreibung

Aber braucht es auch eine künstlerische und/oder personelle Neuausrichtung der Seefestspiele? Diese Frage wird spätestens im Herbst beantwortet. Vermutlich im Oktober fällt die Entscheidung, ob die seit 2012 amtierende Intendantin Dagmar Schellenberger verlängert wird. Ihr Vertrag läuft bis Ende 2017. In der Vorwoche endete die Bewerbungsfrist.

Kammersängerin Schellenberger hat sich "selbstverständlich" beworben. Die Zahl der Konkurrenten kennt nur der Leiter der Kulturabteilung des Landes – und der ist noch auf Urlaub. Eine sechsköpfige Expertenkommission gibt eine Empfehlung ab, die Letztentscheidung treffen die Landesräte Helmut Bieler und Astrid Eisenkopf (beide SPÖ) gemeinsam mit dem Mörbischer SPÖ-Bürgermeister und dessen ÖVP-Vize.Notwendig wurde die Neuausschreibung, weil der Verein der Seefestspiele Mörbisch im Zuge der Neuordnung der Landesbeteiligungen in eine Gmbh umgewandelt wird. Ein Wechsel in der Intendanz "stand nicht im Zentrum der Ausschreibung", hieß es am Donnerstag aus dem Bieler-Büro. Ein bloßer Formalakt ist die Ausschreibung aber auch nicht. Posteiner: "Es ist ein offenes Verfahren". Mit einem "innovativen" Konzept hält er künftig wieder 140.000 bis 150.000 Gäste für möglich. "Kontinuität ist ganz, ganz wichtig", will Schellenberger unbedingt weitermachen, sie habe "in den nächsten Jahren noch sehr viel vor". Mut macht ihr, dass zuletzt verstärkt junges Publikum nach Mörbisch gekommen sei. Zu ihrem künftigen künstlerischen Konzept will die Intendantin derzeit noch "gar nix" sagen. Schließlich lesen auch Mitbewerber Zeitung.

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