Begas-Vorstand startet mit Gegenwind

Begas-Vorstand startet mit Gegenwind
Alois Ecker ist neuer Bewag-Vorstand, die Arbeitnehmer fürchten EVN-Einfluss. Fusion mit Begas ist endgültig im Finale.

Der neue Bewag-Vorstand beherrscht die Kunst der Diplomatie: "Ich freue mich über die freundliche Aufnahme in Eisenstadt", sagte Alois Ecker Donnerstagnachmittag in der Bewag-Zentrale. Allein: Kurz zuvor war der 51-jährige Jurist aus Niederösterreich vom Aufsichtsrat  "nur" mit acht von 13 Stimmen bestellt worden – die fünf Arbeitnehmer-Vertreter hatten gegen den bisherigen Vorstand der EVN-Tochter kabelplus AG votiert.

"Das richtet sich nicht gegen die Person Eckers, an seiner Qualifikation besteht kein Zweifel", betonte Bewag-Zentralbetriebsratschef Josef Grafl gegenüber dem KURIER. Der Betriebsrat befürchte aber "zunehmenden Einfluss der EVN"  in der Bewag. Ob es nicht legitim sei, dass die EVN – der niederösterreichische Energiekonzern dominiert den Bewag-Minderheitseigentümer Burgenland Holding – einen Vorstand stellt? Grafl: "Ich glaube nicht, dass ein Minderheitsaktionär dergleichen in Niederösterreich machen könnte".   Schon in der Vorwoche, als sich die Bestellung Eckers abzeichnete, gab es verhaltenen Protest aus der ÖVP, den VP-Boss Franz Steindl als Randerscheinung qualifizierte. Nach der Realverfassung stand der Co-Vorstand bisher immer der Volkspartei zu, Bewag-Vorstandssprecher Michael Gerbavsits sitzt auf einem SPÖ-Ticket.

Bester

Ecker hat sich gegen 15 Mitbewerber durchgesetzt. Der Aufsichtsrat hatte ein Quartett ausgewählt und zum Wiener Personalberater NP Neumann  geschickt. "Mittwochabend wurde uns Ecker als Bester genannt", sagte Bewag-Aufsichtsratschef Josef Kaltenbacher. Ecker tritt sein neues Amt schon am 1. Juli an. Die Funktionsperiode endet Ende 2015, damit ist ein Gleichklang mit Gerbavsits hergestellt, dessen  fünfjähriges Mandat seit  2011 läuft. Er habe von niemandem Aufträge, sagte Ecker, als Vorstand einer AG sei man dem Unternehmen und den Eigentümern verpflichtet.

Notwendig wurde die Neubestellung, nachdem Reinhard Schweifer im Zuge der Begas-Prüfung zunächst auf sein Bewag-Vorstandsmandat verzichtet hatte, ehe er entlassen wurde (siehe Bericht unten). Begas-Vorstand Leopold Buchmayer, der für Schweifer eingesprungen war, kehrt jetzt wieder in den Bewag-Aufsichtsrat zurück. "Sie sehen mich als gehenden Vorstand mit lachendem Gesicht", meinte ein sichtlich gut gelaunter Buchmayer. Eine Seltenheit, denn einschließlich Schweifer verkehrt die Bewag mittlerweile schon mit drei Ex-Vorständen vor Gericht.

Fusion

Auf das neue Vorstandsduo Gerbavsits und Ecker warten große Aufgaben. Ebenfalls am Donnerstag haben Aufsichtsrat und Hauptversammlung von Bewag und Begas  die notwendigen Beschlüsse für die Fusion gefasst. Am 29. Juni wird sie angemeldet, "irgendwann in der ersten Juliwoche wird die Eintragung ins Firmenbuch erfolgen", erklärte Gerbavsits. Für die Kunden sichtbar wird die Verschmelzung allerdings erst ab 1. Oktober, wenn der neue Energiekonzern mit Beginn des neuen Geschäftsjahres offiziell startet. Wahrscheinlicher Name: Energie Burgenland.

Anfang 2011 haben sich die Eigentümer – Land, EVN und erdgasversorgte Gemeinden – auf die Fusion verständigt. Zwei Energieversorger im Burgenland seien ein Luxus. Ecker: "Es ist mir eine große Ehre,  mitwirken zu können".

42-jährige Erfolgsgeschichte ohne Happy-End

Mit der "voraussichtlich letzten Aufsichtsratssitzung" der Begas Donnerstagmittag geht auch ein gewichtiges Stück burgenländischer Unternehmensgeschichte zu Ende. 42 Jahre nach der Gründung wird der Erdgasversorger  via Burgenländische Landesholding mit der Bewag fusioniert.  110 erdgasversorgte Gemeinden hatten im Frühjahr ihre 51-prozentige Mehrheit um 100,4 Millionen Euro an die Landesholding verkauft, die schon die Mehrheit an der Bewag hält. Minderheitsaktionär da wie dort ist die EVN-dominierte Burgenland Holding.

Zuletzt versorgte die Begas mehr als 52.000 Haushaltskunden und beschäftigte bei einer Bilanzsumme von 228 Millionen Euro rund 210 Mitarbeiter. "Eine Erfolgsgeschichte geht zu Ende", sagte Aufsichtsratschef Klaus Mezgolits.

Schatten Eine Erfolgsgeschichte, der freilich der schöne Schluss fehlt. Seit  Mitte April läuft  eine Sonderprüfung nach Aktiengesetz § 95, Abs. 3. Begas-Manager sollen sich vor allem beim Ankauf von Privat-Pkw jahrelang steuerschonender Praktiken befleißigt haben. Der langjährige Vorstand Rudolf Simandl wurde von der Begas fristlos entlassen, seinen Ex-Kollegen Reinhard Schweifer ereilte bei der Bewag das gleiche Schicksal (es gilt die Unschuldsvermutung). Dass Schweifer von der Bewag gefeuert wurde,  ist mit Vertrauensverlust begründet worden – hätte man vor seiner Kür von den Vorwürfen gewusst, wäre er wohl nicht zum Zug gekommen.

Die Sonderprüfung ist immer noch nicht fertig, es fehlt die rechtliche Beurteilung.   Aus den bisher vorliegenden Ergebnissen könne  er aber ausschließen, dass es  ein "System Begas" gegeben habe, versicherte Mezgolits.  Demnach dürften sich die Vorwürfe auf die beiden Ex-Vorstände beschränken. Ob man mit der Fristlosen übers Ziel hinausgeschossen sei? "Nein", sagte Mezgolits mit Blick auf Simandl, zu Schweifer könne er nichts sagen – dieser will seine  Entlassung bekämpfen.

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