Außer Spesen nichts gewesen

Außer Spesen nichts gewesen
Partnervermittlung: Ein Burgenländer suchte über eine Agentur die Frau fürs Leben. Gefunden hat er sie dann aber anderswo.

Michael Scherzer aus Pöttsching ist bei Gott kein Mensch, der auf den Mund gefallen ist. War er doch bereits mit 19 Jahren einer der jüngsten Gastronomen in der Bundeshauptstadt und betrieb 20 Jahre lang ein Wirtshaus in Wien-Favoriten. Dann wechselte er seine Profession, wurde Handelsreisender und tingelt nach wie vor durch Österreich. Auch oft an den Wochenenden.

An Beziehungen ("na ja, so Techtelmechtel hat es schon gegeben") oder vielleicht eine feste Bindung verschwendete er keinen Gedanken. Bis ihn an seinem 50. Geburtstag "der Teufel ritt" und er sich auf die Suche nach "der Frau fürs Leben" machte. Um seine Chance, die Richtige zu finden, zu erhöhen, wandte er sich an das Partnerinstitut "Trau dich", dessen Inserate in einer regionalen Zeitung ihm vielversprechend erschienen. Zur Vertragsunterzeichnung wurde er in ein Café in Eisenstadt gebeten.

Nach einem ausführlichen Gespräch mit einer Mitarbeiterin von "Trau dich" glaubte er seinem Glück ein Stück näher gekommen zu sein und setzte die Unterschrift unter den Vertrag. Doch das Glück ließ auf sich warten. Zwar erhielt Michael Scherzer etliche Partnervorschläge, doch habe man bei "Trau dich" die Profile der Suchenden, also deren Vorstellungen und Vorlieben, offenbar nicht aufeinander abgestimmt, vermutet Scherzer: "Ich hüpf’ doch nicht ins Wasser, wo ich nicht weiß, wie tief es ist." Denn entweder suchten die Frauen gar keinen Partner mehr oder sie wohnten viel zu weit weg oder sie hielten nach einem Tänzer oder Pferdeliebhaber Ausschau: "Für diese Frauen bin ich einfach nicht der Richtige." Er sei "felsenfest" davon überzeugt, "dass einem ein Mercedes angeboten wird und einen Trabi bekommt man."

Michael Scherzer hat sich nun entschlossen, den von ihm bereits bezahlten Betrag von 1200 Euro – ausgemacht waren mit allen Nebengeräuschen 2400 Euro – mit Unterstützung seines Anwalts zurückzufordern. "Ich lass mich doch nicht verschaukeln."

Die Erfahrungen von Scherzer sind laut Brigitte Ohr, Konsumentenschützerin in der AK-Burgenland, jedenfalls kein Einzelfall: "Bei uns haben sich bereits mehrere Konsumenten gemeldet, die mit der Dienstleistung des Partnerinstituts ´,Trau dich" unzufrieden sind." Es gibt aber auch Gegenbeispiele ( siehe Bericht unten ).

Auf den konkreten Fall angesprochen, meint Josef Prassl von "Trau dich": "Wir tun wirklich unser Allerbestes, aber natürlich können wir keine Garantie abgeben, dass jemand seine bestimmte Partnerin oder den Partner findet."

Scherzer wolle nicht bezahlen, weil er auf Eigen­initiative eine Partnerin gefunden habe. Der Kunde wäre der Partnervermittlung aber noch 1200 € schuldig. "Wir werden den Restbetrag jedoch ausbuchen, da sich die Mühen eines Prozesses nicht lohnen". Eine Rückzahlung des bezahlten Betrages kommt für Prassl nicht in Frage, "da wir unsere Leistung mehr als erfüllt haben"

So sieht das Anwalt Dieter Gschiel von der Kanzlei Sauerzopf & Partner nicht. Er wird vor Gericht gehen, sollte es zu keiner Einigung kommen.

Von einem darf man ausgehen: Die Kosten des Verfahrens werden höher sein als der Klagsbetrag.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare