Archäologische Sensation soll touristisch genutzt werden

Archäologische Sensation soll touristisch genutzt werden
Grubenhäuser von Slawen und Awaren sollen neue Gäste in die Seegemeinde bringen.

Das ist „eine Novität im Burgenland“ freut sich Franz Sauer, Archäologe im Bundesdenkmalamt, über die neuesten Funde beim Grabungsfeld in Weiden am See. Die archäologische Sensation sind Überreste von Grubenhäusern, die typisch für Slawen und Awaren sind – Häuser, deren Innenraum bis zu einem Meter tief gegraben wurde. „Wir haben zehn bis 15 Grubenhäuser ausgegraben, die sich zentral um einen Platz gruppiert haben dürften. Das war schon eine größere Siedlung“, berichtet Sauer. Gefunden wurden auch Urnen von Brandbestattungen, aber auch Körperbestattungen.

Derzeit sind noch bis zu sieben Leute im Einsatz auf den „Kirchenäckern“ der Seegemeinde. „Wir hören erst auf, wenn der Frost einsetzt“, sagt Sauer. Bis Frühjahr bzw. Sommer 2014 sollen die Arbeiten ganz abgeschlossen sein. Touristische NutzungKommendes Jahr wird die touristische Verwertung der Ausgrabungen in Angriff genommen. „Ein Pavillon ist fix geplant, wir haben bereits einen Architekten beauftragt“, informiert VP-Bürgermeister Wilhelm Schwartz. Außerdem soll, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, eine Informationsbroschüre erstellt werden. „Ein zweites Carnuntum wollen wir aber nicht, das ist unfinanzierbar“, reagiert der Ortschef auf Kritik der Opposition. Andreas Rohatsch, für die Grünen und Unabhängigen (GUW) im Gemeinderat, ist zufrieden, dass „jetzt doch etwas passiert“. Er setzt sich dafür ein, „dass diese sensationellen Funde, die von überregionaler Bedeutung sind, zur Belebung des Tourismus genutzt werden“.

Bereits im Vorjahr waren im Zuge von Aufschließungsarbeiten auf den Weidener Kirchenäckern Überreste zum Teil sehr alter Siedlungen gefunden worden (der KURIER hat berichtet). Begonnen von frühbronzezeitlichen Gräbern der Wieselburger Kultur bis zu steinernen Fundamenten einer römischen Villa aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Das etwa zehn Hektar große Areal, auf dem früher schon Menschen gewohnt haben, soll wieder besiedelt werden. Das Gelände wurde in 140 Parzellen gegliedert, auf denen nach und nach Einfamilienhäuser gebaut werden sollen. Bisher wurden zwei Parzellen aufgrund der Schätze unter Denkmalschutz gestellt. Teile des römischen Gutshofes wurden – nach Sicherung und Auswertung des Bundesdenkmalamtes – wieder zugeschüttet, was die GUW kritisiert hatte.

Slawen und Awaren waren zwei Völker, die sich im Frühmittelalter, in der Zeit der Völkerwanderung vor allem im Karpatenbecken, und somit auch im pannonischen Raum, angesiedelt haben. Die Awaren, die aus verschiedenen Reitervölkern aus den zentralasiatischen Steppen hervorgegangen waren, bildeten die soziale Oberschicht. Sie lebten in enger Verbindung mit den bevölkerungsmäßig wesentlich stärkeren Slawen, die sie großteils unterworfen hatten und die ihnen gegenüber tributpflichtig waren.

Die Awaren beherrschten rund 250 Jahre lang den Raum zwischen dem Frankenreich und Byzanz, bis der Frankenkönig Karl der Große ab dem Jahr 791 den Krieg gegen die Awaren eröffnete. AusbreitungDie Awaren, die erst nach und nach sesshaft wurden, lebten vor allem von der Viehzucht, neben Rindern und Schafen war das Pferd ihr wichtigstes Zuchttier.

Die Slawen sind als Volk, das genauso wenig einheitlich war wie das der Awaren, noch schwieriger zu fassen. Unbestritten ist ihr Erfolg: Obwohl sie bis auf wenige Ausnahmen keine eigenständigen Machtgebiete aufbauen konnten und zumeist unter Fremdherrschaft standen, breiteten sie sich über große Teile Europas aus. Noch heute wird in halb Europa Slawisch gesprochen. Von den Awaren haben die nachfolgenden Völker zumindest das Zaumzeug für Pferde und den eisernen Steigbügel übernommen.

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