70 Gemeinden haben keinen Nahversorger

Die Nahversorger Jagenbrein und  Hergovits (v.l.) mit LR Dunst
Land will Betriebe mit 1,7 Millionen Euro fördern

Seine Kunden kennt Seniorchef Josef Jagenbrein fast alle persönlich. Ganz Geschäftsmann alter Schule schüttelt er allen die Hand. "Als meine Frau und ich 1956 unser erstes Geschäft aufgemacht haben, war alles ganz anders", erzählt der 84-Jährige. Drei weitere Nahversorger hatte es in dem Ortsteil von Eisenstadt gegeben. Und alle hätten gut vom Geschäft leben können. "Damals fehlte der Konkurrent Supermarkt."

Sohn Josef junior ist längst in seine Fußstapfen getreten. 1991 hat er vis-a-vis des Geschäfts seiner Eltern ein neues errichtet. "Damals, in den 1990er Jahren hat man noch gute Gewinne erzielen können", sagt der Juniorchef, der auch Obmann der Sparte Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer ist. Um heute überleben zu können, müsse er nicht nur regionale Lebensmittel, sondern auch eine Café-Ecke, einen Imbiss und ein Catering anbieten.

Von seinen Großeltern hat Markus Hergovits den Greißler in Antau (Bezirk Mattersburg) übernommen. "Ich hab viel investiert, aber es hat sich rentiert."

40 Partner aus dem Burgenland beliefern den Greißler. "Die Kunden kaufen lieber Erdbeeren aus Wiesen, als aus Spanien", sagt Hergovits. Regionalität sei seiner Meinung nach das Zauberwort, das immer mehr Junge und Auswärtige in sein Geschäft locke.

200 Filialisten

Während 1997 nur drei Gemeinden im Burgenland ohne Nahversorger auskommen mussten, sind es heute 70, sagt Florian Reinwald von der Universität für Bodenkultur. Insgesamt gibt es im Burgenland 200 Lebensmittel-Filialisten. Im Auftrag der zuständigen Landesrätin Verena Dunst (SPÖ) hat Reinwald eine Studie betreffend der Nahversorgung im Burgenland durchgeführt.

"Die Entfernungen zum Nahversorger ist der Bevölkerung wichtig. Erhebungen zeigen, dass eine kurze Entfernung – wir reden hier von ein bis drei Kilometer – notwendig ist, denn das ist jene Distanz, die man auch noch gerne zu Fuß geht oder mit dem Fahrrad zurücklegen kann, ohne auf ein Auto angewiesen zu sein“, erklärt Reinwald.

"Ich werde nicht länger zusehen, wie immer mehr Nahversorger und Buschenschanken zusperren müssen", sagt Dunst. Dafür habe sie eine "in Österreich einmalige Landesrichtlinie" zur Förderung geschaffen. Bis 2020 stehen dafür insgesamt knapp 1,7 Millionen Euro bereit.

Anfang April dieses Jahres startet Dunst in Zusammenarbeit mit der WIBUG den ersten Förderaufruf im Rahmen eins Blockverfahrens. Der 1. Block wird 500.000 Euro aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung zur Unterstützung von Nahversorgern und Buschenschanken enthalten und läuft bis Ende April. Gefördert werden Bau- und Einrichtungsinvestitionen, wie beispielsweise Verkaufsräume, ein Zu- oder Neubau, Betriebs- und Geschäftsausstattung, wie Verkaufspulte, Regale, die Anschaffung mobiler Verkaufsläden exkl. Trägerfahrzeug, maschinelle Ausstattungen, wie Kühlvitrinen oder Schneidmaschinen, aber auch betriebsnotwendige IT-Hard- und –Software. Gemeinden und Vereine können laufend beim Referat für Dorfentwicklung um Förderungen ansuchen.

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