500.000 Euro Schaden durch Autoschieber-Bande

Seit Oktober 2009 haben Ermittler der Soko Kfz in Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Dienststellen 380 Täter ausgeforscht und 202 Verdächtige festgenommen.
Kriminalisten forschten 380 Täter aus.

Seit Anfang Oktober 2009 ist die bei der Landespolizeidirektion Burgenland eingerichtete Soko Kfz der internationalen Automafia auf den Fersen. Seither haben Ermittler in Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Dienststellen 380 Täter ausgeforscht und 202 Verdächtige festgenommen, zog der stellvertretende Landespolizeidirektor Christian Stella bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt Bilanz.

Der Schaden, den die Kriminellen hinterließen, beläuft sich allein für die aufgeklärten Fälle auf rund 24,6 Millionen Euro. Fahrzeuge im Gesamtwert von 10,5 Millionen Euro wurden sichergestellt.

Die Ermittler der Soko treten in Aktion, wenn mehrere Fahrzeuge gestohlen werden und sich dahinter eine gewisse Struktur erkennen lässt, erläuterte der stellvertretende Leite der Einheit, Andreas Köck. Die Tätergruppen, mit denen man es zu tun habe, seien meist "streng gesteuert: Es gibt Bosse, die sich selber nicht mehr die Finger schmutzig machen und die in der Regel ihr Heimatland nicht mehr verlassen". Die Kriminalisten haben es zumeist mit den "Soldaten" zu tun, die angeheuert werden, um für 150 bis 200 Euro ein gestohlenes Fahrzeug ins Ausland zu bringen.

Wie ein Puzzlespiel

Nach einem Diebstahl in Wien dauere es 40 bis 45 Minuten, bis das gestohlene Auto Österreich verlasse, schilderte Köck. Meist seien die Delikte noch nicht gemeldet, es gebe daher auch noch keine Fahndung: "Wir laufen da eigentlich einmal hinterher." Dafür gehen Täter den Gesetzeshütern aber immer wieder bei Schwerpunktaktionen ins Netz. Ausgehend von einer einzelnen Straftat versuchen die Ermittler dann, den Banden die von ihnen verübten Straftaten nachzuweisen. Hier beginne die "Knochenarbeit, das ist das eigentliche Puzzlespiel", meinte Köck und fügt hinzu: "Wir reden hier von einem Puzzlespiel mit 5.000 Teilen." Dabei wird eng mit den Polizeibehörden anderer Länder zusammengearbeitet.

Die Banden gehen mittlerweile professionell vor. Die Zeiten, in denen Kabel herausgerissen wurden und die Funken sprühen seien vorbei, berichtete Köck. Moderne Autodiebe verfügen über Spezialgeräte, mit denen digitale Codes für Fahrzeugschlüssel ausgelesen und dann Schlüsselrohlinge "angelernt", sprich programmiert werden. Um Ortungssysteme auszutricksen, verwenden die Täter Jammer, die das Senden von Ortungsdaten unterdrücken.

In einem Fall in Polen trieb es eine Bande damit zu weit: Um die gestohlenen Fahrzeuge abzuschirmen, während sie in einer Halle zerlegt wurden, setzten die Täter einen Jammer von der Größe einer Bierkiste ein, schilderte Köck: "Anrainer haben sich beschwert, dass in Teilen des Ortes an manchen Tagen kein Handyempfang möglich war." Die Bande wurden schließlich ausgehoben.

In Österreich kam die Soko Kfz im Vorjahr nach einem Pkw-Diebstahl in Wien-Donaustadt einer von Ungarn aus agierenden Autoschieberbande auf die Spur, berichtete Gruppeninspektor Dietmar Washiedl. Die Ermittler forschten gemeinsam mit ungarischen Kollegen sechs Verdächtige aus, von denen drei in Österreich und drei in Ungarn in Haft sitzen. 39 Autodiebstähle und 70 Kfz-Einbrüche wurden dabei geklärt.

Die Gruppe hatte es vor allem auf Autos älterer Baujahre abgesehen, der entstandene Schaden betrug knapp eine halbe Million Euro. Für ihre Leistungen wurden die Fahnder der Soko Kfz kürzlich als "Kriminalisten 2013" geehrt.

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