Visum abgelaufen: "One Pound-Fish"-Man muss ausreisen

Visum abgelaufen: "One Pound-Fish"-Man muss ausreisen
Musikalische Verkaufstechniken machten Muhammed Shahid Nazir zum Youtube-Star. Doch der Erfolg währte nur kurz.

Muhammed Shahid Nazir war mit seinem "One Pound-Fish"-Song über Nacht zum Star auf Youtube geworden. Der Fischhändler hatte mit dem selbstkomponierten Marktsong sogar einen Plattenvertrag ergattern können (der KURIER berichtete).

Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft wurde der überarbeitete Song von der Plattenfirma Warner veröffentlicht und stieg sogar in die britischen Charts ein.

Traurige Wendung

Was wie ein Weihnachtsmärchen begann, bekam jetzt eine traurige Wendung. Der Pakistaner, der ursprünglich nach London gekommen war, um dort Betriebswirtschaft zu studieren, muss seine neue Heimat jetzt verlassen. Wie die Tageszeitung Mirror am Montag berichtete, wurde Nazir von den britischen Behörden aufgefordert, am Dienstag das Land zu verlassen, da seine Arbeitserlaubnis ist abgelaufen.
Nach einem Bericht der Wochenzeitung "The Sunday Times" hatte das britische Innenministerium den Einwanderer bereits im Visier, weil Nazir mit einem Studentenvisum eingereist war, aber bald darauf als Markthändler arbeitete.

Der Mirror zitierte seinen Agenten Samir Ahmed, der meinte Nazit würde Neujahr mit seiner Familie in Pakistan verbringen, um dann wieder nach England zu reisen. Dort will er dann einen neuen Antrag stellen.

Hintergrund

Weil er seine Ware nicht schreiend anpreisen wollte, erfand Muhammed Shahid Nazirer ein Lied, um seinen Fisch zu verkaufen. Jugendliche filmten den "One Pound Fish Song", stellten den Clip ins Internet und machten den 31-Jährigen in wenigen Tagen berühmt.

Der Original-Clip:

"Kommen Sie, meine Damen, kommen Sie, ein Fisch ein Pfund," trällerte Nazir auf dem Queens Market im Upton Park im Londoner Osten. "Sehr sehr guter Ein-Pfund-Fisch, sehr sehr billiger Ein-Pfund-Fisch." Die Kunden blieben vor seinem Stand stehen. Zwar kauften sie nicht mehr Fisch ein, doch waren sie von dem Ohrwurm begeistert. Nachdem Jugendliche das Liedchen mit eingängiger Melodie im Videoportal YouTube hochgeladen hatten, verbreitete es sich rasend schnell im Internet. Inzwischen wurde der "One Pound Fish Song" mehr als fünf Millionen Mal angeklickt.

Das rief Warner Music auf den Plan. Am 10. Dezember kam eine professionell aufgestylte Version heraus, in der Nazir nach Bollywood-Art in schickem Anzug zwischen knapp bekleideten Schönheiten herumtanzt. Innerhalb von Tagen schoss die Version in die britischen Charts, inzwischen kommt sie auf mehr als zwei Millionen Klicks. Im Kurznachrichtendienst Twitter hat Nazir inzwischen fast 28.000 Follower.

Mit diesem Lied schaffte es Nazir in die britischen Charts

Nazir kommt aus Pattoki, einer kleinen Stadt 234 Kilometer südlich der Hauptstadt Islamabad. Dort verließ er vor fast einem Jahr sein gut situiertes Elternhaus, Frau und vier Kinder, um in London zu studieren. Sein Vater sei dagegen gewesen, als sein mittlerer Sohn nach England ging, sagt Mutter Kalsoom. Inzwischen sei er "sehr glücklich" über die Ereignisse. "Ich appelliere an die Menschen in Pakistan und im Ausland, sein Lied so oft wie möglich anzuklicken", betont die 67-Jährige. "Ich faste und spreche besondere Gebete für meinen Sohn."

Nazirs Familie, Einwanderer aus Indien, führen ein Unternehmen in Pattoki. Bei den Einwohnern der Stadt sind sie inzwischen als die "One Pound Fish"-Familie bekannt. Viele kommen, um sich das Lied auf CD oder USB-Stick zu laden.

"Wir haben uns nie vorstellen können, dass mein Mann so beliebt wird", sagt Nazirs Frau Kashifa. "Unsere Kinder und ich vermissen ihn sehr und wollen nach London reisen, um diese glücklichen Momente zusammen zu erleben." Doch dafür braucht die Familie ein Visum. Ob sie eifersüchtig sei, wenn ihr Mann im Video mit halbnackten Mädchen tanzt? "Ich habe kein Problem damit. Es war eine Vorgabe für das Video." In Pakistan ist das YouTube-Video gar nicht abrufbar: Im September sperrte die Regierung als Reaktion auf den islamfeindlichen Film "Die Unschuld der Muslime" den Zugang zu dem Portal.

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