Der Playboy für Biker

Der Playboy für Biker
Radfahren mit Stil: Der Bildband "Cycle Style" ist ein Streifzug durch die Londoner Fahrradszene.

In Großstädten gehören sie längst zum alltäglichen Straßenbild: Radfahrer. Auch auf den Straßen und Radwegen Wiens geht es vor allem im Sommer durchaus stressig zur Sache: Jung neben Alt, rostige Drahtesel neben stylischen Single-Speed-Rädern und italienische Rennräder neben Mountainbikes. Alles geht und ist erlaubt. Dabei wird das Rad zunehmend nicht nur als reines Fortbewegungsmittel, sondern immer mehr als modisches Accessoire gesehen, das mit Blumen, Körben und schicken Taschen geschmückt und behängt wird.

Markus Böhm, Betreiber des Radlager Palazzo, einem Hotspot der hippen Wiener Radszene, stellt der Bundeshaupstadt im KURIER-Interview aber kein gutes Zeugnis im internationalen Vergleich aus: "In Wien fehlt einfach die Tradition und somit auch das Bewusstsein". Trotzdem wird Radfahren auch hierzulande immer mehr zur Stilfrage. Ein Entwicklung, die in Städten wie Berlin, Kopenhagen oder London bereits weiter fortgeschritten und bei allen Bevölkerungsschichten angekommen ist. Radfahrende Banker im Anzug sind dort keine Exoten mehr.

Apropos London: Die britische Metropole ist ohnehin ein gutes Pflaster, um die neuesten Rad-Trends einzufangen. Der deutsche Fotograf Horst A. Friedrichs hat das auch gemacht und dafür rund 5000 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt. Enstanden ist der nun im Prestel Verlag veröffentlichte Fotoband "Cycle Style", der mit einem Exkurs in die Geschichte britischer Fahrradvereine des 19. Jahrhunderts beginnt. Danach folgt ein Streifzug durch die Londoner Fahrradszene - von Dandys auf stylischen Bikes und schicken Frauen mit Stilettos auf Rennrädern.

Der Playboy für Biker

KURIER: Radfahren wird immer mehr zu Stilfrage. Warum? Woher kommt dieser Trend?
Horst A. Friedrichs: Mit steigenden Benzinpreisen und wachsendem Umweltbewusstsein steigen auch die Verkaufszahlen von Fahrrädern deutlich und damit kommt auch der Style. Hippe Großstädter mit trendigen Fahrrädern, die sich individuell und unabhängig kleiden – ob Tweed-Jacket, Stilettos, Röhrenjeans oder Blumenkleid, alles ist erlaubt.

Ist Radfahren sexy geworden?
Das lange als Öko-Gefährt verpönte Rad gilt als Mode-Accessoire, statt mit einem Mini vergeblich nach einen Parkplatz zu suchen, schwingt sich der Hipster von heute aufs Rad .

Warum wollen viele Radfahrer so aussehen wie Fahrrad-Kuriere?
Ein alter italienischer Stahlrahmen ohne Bremsen und eine Vintage-Bike-Messenger-Bag aus NYC aus den 80er kann schon sehr hip aussehen .

Helm oder kein Helm - eine Stilfrage?
Ich selber fahre mit Helm, aber nicht jeder kann sich mit den gängigen Fahrradhelmen anfreunden. Aber mittlerweile gibt es modische Mützen als Fahrradhelme oder andere coole Helme! Was ja auch nötig ist, wenn sich das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel in den Ballungszentren durchsetzen soll.

Sind die Preise bei Fahrrädern in den letzten Jahren gestiegen?
Ich glaube eher die Anzahl der Fahrräder ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Preise für Fahrräder stiegen hingegen nur minimal .

Welche Fahrräder sind gefragt?
Fixed-Gear-Rädern mit einem festen Gang ohne Schaltung und ohne Felgenbremsen, das klassische Hollandrad, historische Rennräder (Vintage style), Hightech-Rennmaschinen und e-Bikes. Das alles ist zur Zeit gefragt.

Welches Rad fahren Sie?
Ich fahre ein bescheidenes urban mule mit zwei Transporttaschen. Man will der Braut ja nicht die Show stehlen.

Wo haben Sie ihre Rad-Models gefunden?
Die meisten Leute fand ich im Vorbeifahren oder in dem Cycle Café "look mum no hands" in London.

Sind die Leute auch im Alltag so gekleidet?
In London sind die Leute auch im Alltag stilbewußt gekleidet. Das Rad muss genau so gut aussehen wie die Klamotten. Nach dem Motto: Mit dem Rad ankommen und gut aussehen .
Ich bin kein Modefotograph, der sagt was die Leute anziehen sollen - das finde ich sehr langweilig.

In welchem Zeitraum sind die Fotos entstanden?
Ich habe die Leute von April 2011 bis Dezember 2011 fotografiert und bin dabei fast 5.000 Kilometer durch London geradelt.

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