Mut zum Song

Die österreichische Band M185 präsentiert am 30. Mai im Wiener WUK ihr zweites Album "Transformers". Und erfindet sich darauf völlig neu.

2006 veröffentlichte die Wiener Band M185, damals in ihrem Kern eigentlich ein Duo, ihr erstes Album, gepresst ausschließlich auf fettem Vinyl und limitiert auf 500 Stück. Dessen Titel "Soundscapes And Coincidences" beschreibt auch seinen Inhalt relativ exakt: Instrumentale Rockmusik, grob gesagt; getrieben oder geschupst von programmierten Drums, ohne Lust auf feste Song-Strukturen. Ein Faible für eine post-irgendwas, jedenfalls sehr amerikanische Ästhetik - ob im Layout oder der Musik - war schon damals offensichtlich, auch der Spaß am experimentellen Arbeiten. Mit ihrem neuen Album " Transformers" geht die Band jetzt einen Schritt weiter, weg von ihrer experimentalen Vergangenheit. Man erhöhte den Personalstand, addierte Gesang - und versucht sich am Song. Für die Band der größte Reiz und zugleich das eigentlich größte Experiment, wie Gitarrist und Band-Mitbegründer Heinz Wolf die neu gewonnene Freude an klassischen Mechanismen erklärt: "Ohne experimentellere Ausdrucksformen zu banalisieren, ist es doch oft auch sehr leicht mit ihnen zu gefallen. Mit Songs, wie sie auf "Transformers" zu hören sind, holt man sich hingegen schnell auch mal eine blutige Nase. Denn über einen Indie Rock Song traut sich jeder sein Urteil zu."

Analog

Den Wandel der Band erklärt Wolf auch mit der Rückbesinnung auf die eigene Sozialisation: "Wir sind Kinder der 90er, groß geworden mit Bands wie Sonic Youth, Pavement oder Notwist, haben die Gitarren irgendwann kurz gegen die Clubkultur eingetauscht und sind dann wieder zurück zur Gitarre." Entstanden ist "Transformers" in relativ kurzer Zeit. Nach einer längeren Phase der Umbesetzung und schrittweisen Neudefinierung begann die Band im Herbst 2008 mit den Aufnahmen. Der Versuch die Platte Instrument für Instrument, Spur für Spur in den Computer zu klopfen, erwies sich als wenig zielführend und hatte einigen Stücken "zu viel an Kraft und Dynamik genommen". Eine andere, weitgehend analoge Arbeitsweise musste her, die Band zusammen in einen Aufnahme-Raum; und flugs war die Platte innerhalb weniger Tage im Frühjahr 2009 eingespielt. Man hört ihr die nicht unbedingt Budget-schonende Produktion - gearbeitet wurde unter anderem mit einer Bandmaschine - durchaus an. Und man hört einiges raus. Die schon erwähnten Helden der Band und andere Kinder des letzen Jahrzehnts wie The Wedding Present, The Jesus and Mary Chain oder die Belgier dEUS zu ihrer relevanteren Zeit. Ein wenig erinnert ihre Musik auch an die zu Unrecht übersehenen Carrera aus dem ansonst so vielzitierten oberbayerischen Musik-Wunderland Weilheim. Wo man auch M185, wüsste man nicht um ihre österreichische Herkunft Bescheid, ohne weiteres hinverorten würde. Mit den dort ansässigen Platzhirschen jedenfalls könnten sie es allemal aufnehmen.

Autark

"Transformers" erscheint auf dem Band-eigenen Label Speed of Light Recordings, ebenfalls ausschließlich auf limitiertem Vinyl und mit einem von der mehrfach preisgekrönten Modedesignerin Ute Ploier entworfenen Cover. Ein Vogel, den man sich leisten will und aufgrund selbst gewählter, unabhängige Strukturen auch kann: "Es ist uns wichtig, die Dinge so machen zu können, wie wir uns das vorstellen. Die beste uns mögliche Form dafür ist ein eigenes Label". Ahh, mhh, the 90ies…

M185 live - am 30. Mai im WUK

Die Band präsentiert "Transformers" live am Samstag, den 30. Mai im WUK in Wien. Gerahmt wird der Abend von diversen Auflegern, rekrutiert aus Aktiven großartiger österreichischer Bands wie Vortex Rex oder Thalija, mit denen man sich übrigens den Bassisten teilt. Wer eine Platte kauft (dringend empfohlen!) kommt gratis rein, der Rest zahlt fünf Euro.

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