Eins zu null für Noel Gallagher

Eins zu null für Noel Gallagher
Mit "High Flying Birds" zeigt Noel seinem Bruder und Oasis-Gefährten Liam, wo der Bartl den Most herholt – musikalisch, versteht sich.

Was jedem ernsthaften Oasis-Fan schon immer klar war, nämlich dass Noel ein besserer Songwriter als Liam ist, wird nun belegt. Denn während sich Liam Gallagher als Beady Eye auf "Different Gear, Still Speeding" von Song zu Song nölt und auf voller Länge enttäuscht, klingt Noels Stimme auf seinem am Freitag veröffentlichten Solo-Debüt "High Flying Birds" erfrischend - und nach Aufbruch. Noel betonte in Interviews zwar immer, dass er keine Solo-Platte aufnehmen wird, aber nach der Trennung von Oasis im Jahr 2009 blieb ihm nichts anderes übrig. Klar hätte er sich auch auf die faule Haut legen und das Geld zählen können, aber der mehrfache Millionär liebt das Musizieren einfach viel zu sehr, um damit aufzuhören. Noel in einem Interview zu einem möglichen Rückzug von der Pop-Bühne: "What would I do? Write songs for fucking Adele?" Nein, dann lieber doch ein Solo-Album.

Romantik und Opulenz

Eins zu null für Noel Gallagher

Und so machte der kreative Geist von Oasis das, was er bislang immer machte: Songs schreiben - aber dieses Mal nur für sich. Herausgekommen ist "High Flying Birds", das Gallagher auf seinem eigenen Label Sour Mash herausbringt. Wie der Titel erahnen lässt, ist es eine Verbeugung vor dem Schaffen der Byrds, die in den 1960er Jahren mit ihrem gerne mal eigenwilligen Folk-Rock die Welt eroberten. Die Sixties lässt Noel dann auch hoch leben. Hymnische, auf den Refrain ausgelegte Songs sind es geworden, die gerne von einer überschaubaren Anzahl an Akkorden getragen werden. Es dominiert die akustische Gitarre, die eine Pfadfinderlager-Stimmung aufkommen lässt. Zwischendurch streut er Gitarrensolos ein, erzeugt mit Streichern aus der Konserve ein wenig Romantik und Opulenz. Das klingt dann nach Oasis in guten Phasen ("Dream On", "Stop The Clocks"), erinnert an die Melodieseligkeit der Beatles (AKA... Broken Arrow") oder an das Schaffen der bereits oben erwähnten Byrds ("If I Had A Gun", "Everybody's On The Run"). Das nervt nicht, ist sogar sehr gefällig und sympathisch - im Gegensatz zu Liams Output: Eins zu null für Noel.

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