Pfusch mit System

Pfusch mit System
Improvisieren statt regulieren: Abseits der EU findet Brüssel ganz eigene Lösungen für alltägliche Probleme.

Welche Partei wieviele Mandatare nach Brüssel schicken darf, wissen wir seit Sonntagabend - was diese dort erwartet, schon länger: Mit seinen rund 46.000 Beamten ist Brüssel nicht nur die Hauptstadt Belgiens, sondern auch Synonym für Regulierungswahn und Planungswut der Marke EU.

Aber stimmt das eigentlich? Das Brüssel der Belgier sieht anders aus. Chaotisch, mitunter schmutzig und jedenfalls alles andere als geordnet. Also: Im Brüssel der Belgier regiert die Improvisation. Und das seit jeher. Die Fenster am gotischen Rathaus zum Beispiel prangen da seit dem 15. Jahrhundert asymmetrisch über dem Haupttor. Der Grund: Der rechte Flügel wurde erst später dazugebaut, auf eine Angleichung verzichtete man jedoch. "Brüssel eben", würden Brüsseler selbst wohl achselzuckend sagen.

"Laissez faire" auf belgisch

David Helbich hat dafür einen eigenen Namen erfunden: "Belgian Solutions". Der deutsche Künstler und Filmemacher kam vor 12 Jahren in die belgische Hauptstadt. "Seitdem versuche ich die Faszination dieser Stadt in Worte zu fassen." Kein einfaches Unterfangen, wie der 39-Jährige zugeben muss. Einen Definitionsversuch stellen seine Belgian Solutions dar. Konkret sind das Stiegen, die ins Leere führen, überklebte Straßenschilder oder schief gemauerte Wände, dazu schlampig übermalte Bodenmarkierungen oder lieblos angebrachte Türschilder. Pfusch, würde man hierzulande dazu wohl sagen. In Brüssel hat das jedoch System. "In Brüssel wird nichts konserviert, alles überlagert sich." Brüssel, erklärt Helbich im Email-Interview mit dem KURIER, ist eine "Stadt in Schichten."

Seit 2011 sammelt Helbich Exemplare dieser typisch belgischen Improvisationskunst auf einer eigenen Facebook-Seite - mit überraschendem Erfolg. "Der Begriff 'Belgian Solutions' hat sich mittlerweile verselbständigt und ist zu einem Ausdruck geworden von dem viele gar nicht mehr wissen, woher er kommt", erklärt Helbich. "Sowas geht eben schnell in kleinen Ländern."

Knapp über 20.000 Follower kann die Seite inzwischen verbuchen, 2013 folgte dann das erste Buch und für Ende dieses Jahres sei bereits eine weitere Ausgabe geplant, verrät Helbich, der auch Wert darauf legt, dass es sich bei seiner Sammlung weniger um eine Kritik, als vielmehr eine Hommage an Belgien und die Belgier handelt. Dementsprechend lautet auch das Motto seines Projekts:

"Not every solution ist the answer to a problem" (Nicht jede Lösung ist die Antwort auf ein Problem")

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David Helbich
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