Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer
Matchbox-Autos: Das ultimative Bubenspielzeug wurde vor 60 Jahren für ein kleines Mädchen erfunden.

Es klingt wie ein Zauberwort für Generationen: Matchbox-Autos. Es ist ein Synonym für kleine Modellautos, so wie andere große Markennamen wie Coca Cola, Tixo oder Tempo, die für eine ganze Art von Produkten stehen.

Sie stammen aus einer Zeit, als Spielzeug noch nicht krachen, brummen oder Funken sprühen musste. Die Geräusche zu den gemeinsam inszenierten Verfolgungsjagden machte man sich noch selber, viel Spucke wurde dabei auf Teppichböden verteilt. Über die Jahre bildeten sich Schrammen - durch so manchen Crash an Tischbeinen oder am Gehsteig-Asphalt. Aber genau das gab den Kult-Flitzern die persönliche Note, die Geschichten erzählt. Buben-Geschichten meistens.

Idee für ein kleines Mädchen

Doch das erste der Mini-Autos baute ihr Erfinder überraschenderweise nicht für einen Motoren-fixierten Buben. Jack Odell, ein britischer Lastwagenfahrer, Kinovorführer, Ingenieur und Immobilienmakler, wurde von seiner kleinen Tochter inspiriert. In ihrer Schule war es der kleinen Anne verboten, jegliches Spielzeug mitzubringen, das nicht in eine Streichholzschachtel passte. Weil Anne eine Auswahl an Spinnen und anderen Kriechtieren, in ihre Zündholzschachtel füllte, ließ sich ihr Vater etwas viel besseres einfallen, womit sie in der Schule angeben könne.

1952 baute er ein Miniatur-Modell einer Straßenwalze. Das erste "Matchbox-Auto" war also gar kein schnelles Auto, sondern ein lahmes Nutzfahrzeug aus Gusseisen, das Odell grün und rot lackiert hatte. Annes Klassenkollegen waren dennoch wie von den Socken - eine Legende war geboren.

Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Die Geschichte der kleinen Kult-Flitzer

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Erste Serienmodelle im Jahr 1953

Jack Odell war damals der leitende Angestellte der Entwicklungsabteilung der Firma Lesney, gegründet 1948 von den beiden Schulfreunden Leslie und Rodney Smith. Die Firma im nördlichen Teil Londons stellte ursprünglich verschiedene Haushaltsartikel aus Die-Cast (Zinkdruckguss) her, aber auch große Spielzeuge. Der erste große Erfolg der Firma war Anfang der 50er eine kleine Miniatur der Krönungskutsche von Queen Elizabeth II., die sich über eine Million mal verkaufte.

Nach der Patentierung von Odells Streichholzschachtelidee und den Vorbereitungen im Jahr 1952 erschien 1953 das erste Serienmodell der Matchbox-Serie. Die Anzahl der jährlich erhältlichen Modelle wurde bereits früh auf 75 festgelegt, daher auch der Name "1-75 Serie". Für jedes neue eingeführte Modell wurde ein altes aus der Produktion genommen, um der Flut an Baumustern Herr zu werden.

Kult in Streichholzschachteln

Anfänglich wurden die kleinen Modelle, anfangs ausschließlich Nutzfahrzeuge und Baumaschinen, in kleinen Pappkartons, die Streichholzschachteln ("Matchbox Series") nachgebildet waren, vertrieben. Erst in den 1980er-Jahren wurden sie durch Sichtpackungen ersetzt.

Eines der Erfolgsgeheimnisse von Matchbox war die vergleichsweise demokratische Preisgestaltung: Kleine Fahrzeuge - kleine Preise. Etwa zwölf Schilling bezahlte man etwa in Österreich Ende der 1970er-Jahre für einen der begehrten Flitzer. Für originalverpackte Klassiker bezahlen Sammler heutzutage jedoch vierstellige Euro-Beträge. Und 2010 wurde der einzig erhaltene Prototyp eines Matchbox-Kipplasters der Marke Laing um astronomische 10.200 Pfund (rund 11.900 Euro) versteigert.

Neue Eigentümer

Doch auch der Beginn des Sammelfiebers in den Achtziger Jahren konnte das Unternehmen Lesney Toys nicht mehr retten. Dreißig Jahre, nachdem Jack Odell seiner Tochter mit seinem ersten Modellauto Freude bereitet hatte, ging die Firma am 11. Juni 1982 bankrott. Die Rechte an der Marke Matchbox wurden an Universal Toys verkauft. Das US-Unternehmen unter dem chinesischen Eigentümer David Yeh brachte neue Ideen, Spezialserien und Zubehör ein und verlagerte die Produktion nach Fernost. Bis zu 10.000 chinesische Mitarbeiter fertigten täglich bis zu 300.000 Modellautos.

Einige Maschinen und Werkzeuge von Lesney blieben jedoch im Eigentum von Jack Odell, der unter dem Namen Lledo (Odell rückwärts gelesen) weiterhin ähnliche Automodelle herstellte und vertrieb. 2007 starb Odell im Alter von 87 Jahren.

1992 verkaufte David Yeh schließlich Universal Matchbox an den US-Spielzeugkonzern Tyco, der wiederum 1997 in den Besitz von Barbie-Hersteller Mattel überging. Somit wurden die legendären Matchbox-Autos letztlich mit dem bisherigen Hauptkonkurrenten Hot Wheels und den Tyco R/C Fernlenkmodellen unter einem Konzerndach vereint.

Aber den großen und kleinen Kindern rund um den Erdball wird dies weiterhin ziemlich egal sein. Hauptsache, sie können Jahr für Jahr mindestens eines der neuen, bunten Matchbox-Modelle über den Boden rattern lassen. Mittlerweile höchstwahrscheinlich auf einem Laminatboden.

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