Kompakte Lösungen: Innovative Gartenhäuser
Von Ankica Nikolić
Sie verstecken sich meist ganz geschickt hinter Gebäuden oder Bäumen und oft bekommt man sie gar nicht wirklich zu sehen – Gartenhäuser. Die kleinen Kompaktbauten müssen für viele Funktionen herhalten. Allen voran als Stauraum für sämtliche Utensilien, die man im normalen Gartenalltag benötigt. Im Inneren beschränkt sich der Komfort auf wenige Sitzmöglichkeiten und eventuell einen Tisch. Oder sie verkommen gar zu einem privaten Abstellplatz. Der ästhetische Anspruch blieb jahrelang auf der Strecke. Im Vordergrund stand die Funktionalität. Selten erlebte man optische Überraschungen. Holz war das beliebteste Material, hie und da wurden Verandas mit verziertem Geländer oder verspielten Fensterläden versehen. Auf der Suche nach Alternativen scheiterten viele am Angebot. Gerade in den letzten Jahren hat sich im Bereich der Kleinbauten vieles verändert. Architekten und Hersteller gleichermaßen haben das Potenzial von Gartenhäusern erkannt und mithilfe von innovativen Konzepten diese abwechslungsreicher gestaltet. Selbst die Funktion hat nun neue Perspektiven. Die Nutzung ist flexibler und vielseitiger geworden – egal ob Gästedomizil, Arbeits- oder Lesezimmer – alles nur noch eine Geschmacksfrage. „Die Anforderungen an ein Gartenhaus gehen weg vom klassischen Aufbewahrungsraum. Die Nachfrage bewegt sich viel mehr in Richtung zusätzlicher Wohnraum. Es ist ein neues und multifunktionales Gestaltungselement im Freien, welches vorrangig als privater Rückzugsort fungiert“, erklärt Hannes Halbartschlager, Geschäftsführer vom Landschafts- und Gartengestalter Halbartschlager in Sierning.
Am Grundstück selbst muss man lediglich die Infrastruktur für Wasser, Kanal und Elektrizität zur Verfügung stellen. Der Hyperkubus kann aber dank Wassertank und Fotovoltaikanlage autark funktionieren. Bei der Konstruktion des Würfels setzte man auf Brettsperrholz. Im Inneren bietet das Material eine fertige Oberfläche, es ist ein heimisches Produkt und ist leicht zu bearbeiten. Derzeit wird mit Hochdruck an einem serienfähigem Prototypen gearbeitet. Der Kostenpunkt für diese individuelle Lösung: ab 60.000 Euro.
Genauso individuell, aber etwas eigenwilliger präsentiert sich das Gartenobjekt Walden vom deutschen Möbelhersteller und Designer Nils Holger Moormann. Die hochgeschlossene Konstruktion besteht aus unbehandelter Lärche und punktet vor allem mit Multifunktionalität. Sämtliche Utensilien wie Rechen, Schaufel und Schubkarren haben einen fixen Platz in dem 6,50 Meter langen Walden-Objekt. Dazu gibt’s eine Sitzkoje mit Tisch in der Mitte. Im oberen Bereich kann man mithilfe einer Leiter auf einen Hochsitz klettern und die Aussicht genießen. Eine ausschwenkbare Feuerschale sowie Stauraum für das benötigte Brennholz komplettieren den 3,80 Meter hohen Koloss. „Bei den Materialien dominiert Holz. Prinzipiell kann man sich für unterschiedliche Varianten von Eiche bis Lärche oder aber auch Beton entscheiden. Die Nutzung eines Gartenhauses bestimmt das Material, und ob eine Dämmung notwendig ist oder nicht“, beschreibt Hannes Halbartschlager.
Eunido®cube4 ist ebenfalls ein Raumwunder. Gestaltet wurde der Entwurf von Nils A. Nohturfft und gemeinsam mit Partner Dominikus Klawatsch entwickelt. „Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Freiraum, gleichzeitig besteht jedoch der Wunsch der räumlichen Nähe zur Familie. Mit unserem Modell wollen wir dieses Problem lösen und ein vollwertiges Zimmer für den Außenbereich anbieten als eine Art „Accessoire“ zum Haus“, erklärt Klawatsch. Der Quader besteht aus einer Holzplatten-Konstruktion mit standardisierten Anschlusspunkten für Zubehör, eine Wärmedämmung und einer hinterlüfteten Außenfassade, dadurch kann er ganzjährig genutzt werden. Das Modell gibt es in drei Längenvarianten und kann mithilfe eines Konfigurators individuell zusammengestellt werden.
Das Image von verstaubten Hütten wird aber nicht nur aufgrund spannender Design-Projekte widerlegt. Hersteller von Serienprodukten bieten mittlerweile neben klassischen Entwürfen immer häufiger auch modernere Alternativen an. Der deutsche Hersteller Weka setzt etwa auf unterschiedlich interpretierte Blockbohlenkonstruktionen. Das Modell Toskana ist ein klassisches Wochenendhaus mit Walmdach und Schlafboden. Cubilis hingegen präsentiert sich modern – mit schmalen Holzprofilen und großflächiger Fensterfront. Der Würfel ist in zwei verschiedenen Größen (27,4 oder 33 ) ab 8199 Euro erhältlich.
Auf Fichtenholz setzt man bei den Entwürfen des Herstellers Schwörer Gartenhaus. Das Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft und wird im betriebseigenen Werk ohne chemische Holzschutzmittel verarbeitet. Die Planung erfolgt individuell. Bei den unterschiedlichen Modelltypen kann man Größe, Form- und Farbgebung sowie Dachneigung mit Pult-, Flach- oder Satteldach bestimmen. Das Haus wird als komplett vorgefertigtes Bausatzpaket geliefert. Der Aufbau erfolgt in Eigenregie.
Ein Gartenhaus sollte nicht nur Mittel zum Zweck sein. Ein zusätzlicher Wohnraum im Grünen steigert die Wohnqualität und ist gleichzeitig ein idealer Rückzugsort, den Familie, Freunde und Gäste nutzen können. Und ganz nebenbei kann es auch zum ästhetischen Blickfang werden.
Das Projekt „one2one“ haben Sie gemeinsam an der TU Graz entwickelt. Die Weiterentwicklung endete in Ihrer Diplomarbeit mit dem Entwurf des Hyperkubus. Wie kam es dazu?
Der „one2one“-Entwurf war eigentlich ein Gebäude mit zwei Geschoßen, der vor allem mit der Funktion des Zusammenklappens bedient werden musste. Wir waren der Meinung, dass sich das aber nicht unbedingt für den österreichischen Markt eignet, waren aber gleichzeitig davon überzeugt, dass das Thema des minimalen Wohnens weiterentwickelt werden sollte. Eine Studentin der FH Eisenstadt hat sich unserem Projekt in ihrer Bachelorarbeit gewidmet und dieses zum Anlass genommen eine „Analyse der Vermarktung von Minimalobjekten“ zu verfassen. Das Ergebnis hat uns dann ermutigt weiterzumachen, da es sich vor allem für eine touristische Nutzung besonders eignet. Der Kubus ist so ausgestattet, dass er komplett ver- und entsorgungstechnisch unabhängig ist.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Thema minimaler Wohnraum?
Es ist wichtig, dass die Gesellschaft darauf hingewiesen wird, wie wenig Platz man eigentlich tatsächlich braucht. Räumliche Qualität kann auch auf kleinen Flächen gewährleistet werden. Der Würfel ist für zwei Personen entwickelt und soll durch die Niveauunterschiede auch gleichzeitig getrennt voneinander benutzt werden.
Der Hyperkubus kann sich auch komplett autark versorgen. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit bei diesem Projekt?
Wir sind Architekten und gelernte Tischler und lieben das Spiel mit nachhaltigen Materialien. Für uns war ziemlich schnell klar, dass wir für die Konstruktion bewusst Holz verwenden. Im Innenraum haben wir Brettsperrholz verwendet, lediglich die Wanne besteht aus Metall. Wir haben auch versucht nur Materialien zu benutzen, die man wiederverwerten kann. So haben wir etwa für die Dachabdichtung Kautschukbahnen eingesetzt.