Leben/Wohnen & Design/Wohnen

Warum Luca Nichetto Licht liebt

mit dem begriff Ausnahmetalent muss man in der Design-Branche vorsichtig umgehen. In den letzten Jahren erhielten viele junge Entwerfer den Titel Nachwuchstalent. Der gebürtige Venezianer Luca Nichetto ist ein gutes Beispiel dafür. Seine ersten Projekte realisierte er für den Leuchtenhersteller Foscarini und das venezianische Traditionsunternehmen Salviati. Aufträge für namhafte Marken wie etwa Moroso oder Cassina folgten. Sein Büro gründete er 2006 in Venedig, mittlerweile betreibt er seit 2011 auch eine Dependance in Stockholm.

IMMO traf den umtriebigen Designer auf der Möbelmesse iSaloni in Mailand zum Gespräch:

Sie haben heuer unter anderem für Foscarini die Lampe „Stewie“ gestaltet. Wie wichtig ist Ihnen Licht?

Alle Inhalte anzeigen
Es ist mit Abstand eines der wichtigsten Elemente. Mit diesem einen Teil erhalten Räume völlig neue Perspektiven. Es hat sehr viel Macht und das gefällt mir.

Was sind die wesentlichsten Besonderheiten von „Stewie“?

Das Material. Die Lampe besteht aus wärmegeformtem Polyethylen. Eine wichtige Eigenschaft dieses Materials ist die Verkleidung aus prismatischem Gewebe, das auch für die Erzeugung von Koffern und Motorradhelmen verwendet wird. Es ist eine Leuchte, die nicht nur nach vorne, sondern auch hinter das Volumen der Leuchte projiziert. Es verändert die Wahrnehmung des Lichts und es gibt so gut wie keinen Schatten.

Wodurch lassen Sie sich inspirieren?

Durch viele unterschiedliche Dinge. Ich kann mich nicht nur durch eine einzige Sache inspirieren lassen. Das wäre mir einfach zu langweilig.

Konzentrieren Sie sich beim Gestalten von Produkten nur auf das Objekt oder berücksichtigen Sie auch den Raum, in dem es schlussendlich stehen soll?

Alle Inhalte anzeigen
Zu Beginn meiner Karriere war es definitiv so, dass ich nur Augen für das Objekt hatte. Erst in den letzten zwei bis drei Jahren habe ich angefangen, den Ort miteinzubeziehen. Ausschlaggebend für diese Wende ist, dass ich mich mittlerweile viel mit ausländischen Architekten austausche. In Italien ist das nicht üblich.

Was ist in Italien anders?

Es denkt jeder nur an seinen eigenen kleinen Garten. Ein konstruktiver Austausch, wie es etwa im Ausland üblich ist, und dass man einander bei Problemen hilft, funktioniert hier leider nicht.

Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

Talent und Wissen waren in der Vergangenheit für Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebend. Das allein reicht heute nicht mehr aus. Heute muss man vielseitig und kurios sein.

Ist das Ihr Rat für den Nachwuchs? Kuriosität führt zum Erfolg?

Alle Inhalte anzeigen
Zum Thema Nachwuchs habe ich eine nicht so optimistische Meinung. Derzeit gibt es einfach zu viele Designer. In diesem Punkt fängt die Möbelindustrie an, sich der Modebranche anzupassen. Einziger Unterschied? Die Möbelindustrie hat nicht dasselbe Budget zur Verfügung. Diese Entwicklung ist gefährlich. Ich glaube, man sollte Designschulen für fünf Jahre schließen, um die Zahl der Absolventen zu reduzieren.

Ein sehr radikaler Ansatz.

Sicher, aber durch den Überschuss leidet auch die Qualität und das sollte man verhindern.

Soll ein Designer Vorbilder haben?

Das hängt von vielen Faktoren ab. Mein Idol ist keine Designikone, sondern der US-Basketballstar Michael Jordan. Kurios, oder?