German Design Award für Österreichische Werkstätten
Von Julia Beirer
Form folgt Funktion. Nach diesem Prinzip arbeitet heute jeder Designer, der etwas auf sich hält. Josef Hoffmann, Architekt und Designer, predigte das schon vor über hundert Jahren. Gemeinsam mit Koloman Moser begründete er 1903 die Wiener Werkstätten. Daraus sind 1948 die Österreichischen Werkstätten entstanden.
Ziel dieser Handelsunternehmen war und ist, das Kunsthandwerk zu fördern und künstlerisches Design in alle Bereiche des alltäglichen Lebens zu bringen. Damit das gelingt, braucht es neben talentierten Designern auch ein modernes Geschäft, die den Objekte die optimale Auslage bieten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Das weiß auch Karin Lichtenegger, Geschäftsführerin der Österreichischen Werkstätten: „Unser Laden war in die Jahre gekommen. So wollten wir uns nicht präsentieren.“ Daher entwickelte sie ein neues Store-Konzept am alten Standort in der Kärntner Straße im ersten Wiener Bezirk.
Für das Ergebnis wurden sie nun mit dem German Design Award 2019 in der Kategorie Retail Design ausgezeichnet. IMMO hat Karin Liechtenegger und Kurt Mühlbauer zum Interview getroffen.
KURIER: Frau Lichtenegger, was ist neu im Geschäft der Österreichischen Werkstätten?
Karin Lichtenegger: Alles. Ich habe mir zwei Jahre lang überlegt, wie das Geschäft aussehen soll. Gemeinsam mit der dioma ag habe ich dann Konzept, Farben und Materialien festgelegt. Kurt Mühlbauer hatte ich als Wunscharchitekt bereits im Visier.
Ein großer Teil ist also Ihre Arbeit?
Lichtenegger: Es war eine Zusammenarbeit. Aber man muss wissen, in welche Richtung es gehen soll. Ich wollte ein State of the Art-Geschäft ohne Schwellenangst. Dass Josef Hoffmann Gründer der Österreichischen Werkstätten ist, ist unser Alleinstellungsmerkmal und das sollte die Gestaltung widerspiegeln.
Denken Sie, er wäre zufrieden?
Liechtenegger: Ja, doch. Ich denke schon. Ich hoffe es. (lacht)
Inwiefern hat diese Frage bei der Planung eine Rolle gespielt?
Liechtenegger: Ich habe sehr hohe Ansprüche gestellt, um unserer Geschichte gerecht zu werden.
Was waren diese Ansprüche?
Liechtenegger: Unser Ziel war, die Formensprache von Hoffmann als Wiedererkennungsmerkmal zu gestalten. Deshalb haben wir mit linearen Strukturen gearbeitet und diese dann wieder gebrochen. Die Strenge nimmt die Spannung. Das Starre sollte dazwischen wieder aufgelöst werden.
Herr Mühlbauer, sind Sie oft mit einem derart ausgereiften Konzept konfrontiert?
Kurt Mühlbauer: Das Möblierungskonzept war eine A3-Mappe mit Handskizzen, einer gewisse Formensprache, die sehr stark abgeleitet ist von Hoffmanns Stil, Farben und Materialien. Ich habe die Ausschreibung, Detailplanung und Ausführung gemacht und konnte mitgestalten. Die Wandstellagen sind von mir und das Portal war auch anders geplant.
Sind Sie ein Hoffmann-Fan?
Mühlbauer: Ich bin ein großer Fan der Wiener Moderne. Sie sollte gepflegt und weitergedacht werden. Man muss nicht alles neu erfinden, es gibt auch sehr schöne Dinge in der Geschichte zu entdecken.