Die Balance zwischen Wildnis und Korrektur
Von Ursula Horvath
Ein Biogarten ist ein Stück Land, das wir der Natur zurückgeben und das wir trotzdem hegen und pflegen – so die Definition von Biogärtner Karl Ploberger.
Doch warum entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Bio- oder Naturgarten? „Die Gründe sind vielfältig: Die einen wollen keine Problemstoffe vor der eigenen Haustür haben, die anderen haben einfach Freude an der natürlichen Vielfalt“, weiß Werner Gamerith. Er hat gemeinsam mit seiner Frau vor 50 Jahren einen alten Bauernhof gekauft und den Südhang vor dem Haus Schritt für Schritt in einen Naturgarten umgewandelt. Wie er seinen Biogarten für Gemüse und Beeren, den Naturgarten mit Zier- und Wildblumen und den Naturschwimmteich pflegt, verrät er in seinem neuen Buch „Mein Naturgarten“.
Ein Biogarten-Basic ist für die Expertin der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Unkrautvernichter und Mineraldünger. „Diese Mittel haben immer Nebenwirkungen. Wir sehen das aktuell zum Beispiel am Bienensterben, das unter anderem von Neonicotinoiden ausgelöst wird. Am besten verwendet man nur Mittel, die im Biolandbau zugelassen sind oder die man selbst herstellen kann.“
Ein naturnaher Rasen darf neben Gras auch Gänseblümchen oder Löwenzahn enthalten, an schattigen Stellen kann sich ruhig auch Moos breitmachen. „Blühende Vielfältigkeit ist ein Kennzeichen des Biogartens. Nicht nur, weil blühende Pflanzen schön aussehen, sondern weil sie Insekten anlocken, die wiederum die Schädlinge im Zaum halten“, erklärt Heistinger. Florfliegen und Marienkäfer etwa ernähren sich von Blattläusen und gehören zu den bekanntesten Nützlingen.
„Artenreichtum ist die natürlichste und kostengünstigste Alternative zum chemischen Pflanzenschutz“, betont auch Gamerith. Manche Insekten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der Admiral brauchen als Raupen zum Beispiel Brennnesseln, um sich weiterzuentwickeln. Zumindest auf einem kleinen Stück Wiese sollte man daher alle Pflanzen wachsen und ausblühen lassen. Gemäht werden diese Stellen nur zwei Mal im Jahr. „So eine Wiese verändert sich mit der Zeit. Man wird am Anfang viel Löwenzahn haben – das ist meist ein Zeichen für zu viel Dünger. Doch dann wird die Fläche magerer und die Vegetation vielfältiger. Artenreich ist eine Wiese nur dann, wenn der Boden nährstoffarm ist“, sagt Heistinger.
Auch Obstbäume und Beerensträucher dürfen im Naturgarten nicht fehlen. Sie liefern nicht nur den Bewohnern gesunde Vitamine, sondern bieten auch verschiedenen Tieren Lebensraum. So sind etwa die Beeren der Eberesche für viele Vögel eine wichtige Nahrungsquelle, Hagebutten stehen bis in den Winter hinein auf deren Speiseplan. Im Naturgarten sollte man auf heimische Arten setzen und neben Apfelbaum und Himbeerstrauch zum Beispiel Holunder oder Eberesche, Hasel oder Weißdorn pflanzen.
Auf Form- und Rückschnitt wird so weit wie möglich verzichtet. Bei der Gartenplanung muss man daher auf die natürliche Wuchshöhe achten. Man kann sich eine Menge Arbeit mit Heckenschneiden und Zurückstutzen ersparen, wenn man Straucharten wählt, die nicht größer werden, als man sie braucht. „Wenn wir im Freiland unsere Wildsträucher aufmerksam beobachten, wissen wir bald, dass zum Beispiel die Heckenkirsche etwa zwei Meter oder der Wollige Schneeball drei Meter Höhe erreichen und wir bekommen ein Gefühl für die natürlichen Standortverhältnisse“, sagt Gamerith.
Geld und Geduld braucht man für einen schönen Garten – egal ab Bio oder nicht. „Viele Bauherren vergessen den Freiraum. Am Ende steht das Haus, aber für die Gartengestaltung fehlt das Geld. Ein durchschnittlicher Garten mit Boden, Rasen, Blumen, Hecken und Bäumen kann so viel kosten wie ein Kleinwagen“, gibt Heistinger zu bedenken.
Nachdem Bagger und Planierraupe über das Grundstück gefahren sind, ist der Boden extrem verdichtet. Man kann zwar das Erdreich auch mit Geräten auflockern, Heistinger rät jedoch zu Gelassenheit: „Bauen Sie einfach zwei Jahre eine Gründüngung an.“ Mischungen aus Phazelia, Inkarnatklee, Buchweizen, Beinwell und Luzerne blühen wie eine bunte Blumenwiese. Die Wurzeln dieser Pflanzen gehen tief in den Boden und lockern ihn auf, außerdem bindet sie den Stickstoff. Und während die Pflanzen den Boden optimal vorbereiten, kann man in aller Ruhe die Gartengestaltung planen.