Ein Möbel für alle
Von Claudia Elmer
Er ist gebürtiger Franzose, bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur und stellt seine mit Preisen ausgezeichneten Arbeiten in Sammel- und Einzelausstellungen aus – aber nicht nur. Sie erobern auch den öffentlichen Raum, wo sie zum Anfassen und Mitmachen auffordern. Wie etwa den Wiener Graben, wo Didier Fiúza Faustino als Gast des Kollektivs Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) vor Kurzem sein jüngstes Projekt "Domestic Landscape 2.0" enthüllte. Aus blau lackierten, ineinander verschachtelten Stahlrahmen bilden sich Raumteiler, Tische und Stühle heraus.
So wie bei vielen seiner Werke verfolgt Faustino auch in Wien einen gesellschaftlichen Ansatz. Ziel der Aktion ist es, den privaten Bereich auf die Straße zu verlagern. "Ich habe in den vergangenen Monaten an einem neuen ,Stuhl’ gearbeitet, der eine Art Artefakt und Matrix ist", erklärt der Künstler. Diesen Sessel hat er für den Kunstplatz Graben weiterentwickelt. "Der Zweck dieses Stuhls ist es, die Beziehung zwischen dem Körper und dem ,Anderen’ in Frage zu stellen. Durch die Arbeit an einer Serie wandelt sich der Stuhl für den individuellen Gebrauch in einen kollektiven Apparat."
Die Möblierung lässt die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre verschwimmen und lädt zum Verweilen und zur Interaktion ein. Faustino schuf damit einen Innenraum im Außenraum, einen Platz an dem man sich tatsächlich aufhalten kann, ein "Zuhause" in der Stadt. Noch bis 1. November lädt das Werk zur Interaktion ein – mit anderen Benutzern, aber auch mit der Struktur an sich.