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Aus Philippe Nigros Hand

Haben Sie ein bestimmtes Lieblingsstück aus der neuen Kollektion? Und erklären Sie uns, warum gerade dieses? Ich würde sagen, der Hocker Carrés d'assises. Der Entwurf konzentriert sich auf das Wesentliche, hat aber zugleich eine spielerische und lässige Haltung. Und das Modell bezieht sich auf den Variationsreichtum der berühmten Hermès-Tücher. Mir gefällt aber auch die Garderobe Groom. Mich faszinieren die Technik und Struktur des Holzes, welche sich hinter dem Leder versteckt.

Hermès ist ein Modeunternehmen. Macht es für einen Möbeldesigner einen Unterschied, für wen er letztendlich gestaltet?

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Ja, das Unternehmen hat eine andere Ausgangsvoraussetzung. Die Marke betrachtet Möbeldesign aus der Perspektive eines erfahrenen Möbelherstellers mit dem dazugehörigen Know-how (Anm. d. Redaktion: 1924 präsentierte Hermès die erste Möbelkollektion, welche von Jean-Michel Frank entworfen wurde).

Was dürfen wir uns von der neuen Kollektion erwarten?

Die Idee war es, einfache und nützliche Gegenstände, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen zu gestalten. Inspiriert hat mich auch das hauseigene Universum des Reise- und Pferdesports, vor allem das präzise Handwerk. Die „Les nécessaires d'Hermès“-Sammlung umfasst neun Möbelstücke. Groom ist ein stummer Diener. Mit dem Paravent Partition wird die Sammlung von Hermès Stoffen hervorgehoben. Vestiaire ist ein Garderobenständer mit zusätzlichen Ablageflächen in der Mitte für Accessoires. Cheval-d'arçons ist eine Bank mit versteckten Schubladen. Carrés d'Assisi ist ein niedriger Hocker, der auch als Tisch genutzt werden kann. Die Beistelltische Table à Cachette gibt es in zwei verschiedenen Größen. Und vieles mehr. Für alle gilt: Jedes Objekt muss man einzeln kennenlernen, um alle Details zu finden.

Was war für Sie die schwierigste Herausforderung während des Gestaltungsprozesses der neuen Möbel?

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Bei einigen Stücken hatte ich das Gefühl, dass die Idee ganz einfach ist, aber das die Anforderung an die Handwerker durchaus anspruchsvoll und keineswegs einfach war. Die Herausforderung lag darin, einen Mittelweg zwischen dem präzisen Know-how der Handwerker und meinen Idealvorstellungen für das einzelne Stück zu finden. Wir haben mithilfe von vielen interessanten Diskussionen verschiedene Lösungsansätze ausgearbeitet, die letztendlich zur Realisierung der nun präsentierten Möbel geführt haben.

Die Möbel wurden heuer erstmals auf der Möbelmesse in Mailand gezeigt. Welchen persönlichen Nutzen zieht man als Designer bei so einem großen Event?

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Ich mag die unglaubliche Transformation der Stadt, ich mag, dass Design von Menschen die nicht in diesem Bereich arbeiten oder sich damit beschäftigen, als eine demokratische Disziplin erlebt wird. Es ist eine einzigartige Atmosphäre. Ein „Fahrradladen“ wird in dieser Zeit für eine Woche zu einer „Design-Galerie“ umgestaltet – das ist doch wundervoll. In dieser einen Woche können Sie unzählige Projekte sehen, die eine unglaubliche Energie und Leidenschaft vieler Menschen, Designer, Studenten, Hersteller mit sich bringt.

Der persönliche Nutzen ist also ein allgemeiner, nämlich Design als demokratische Disziplin anzusehen?

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Genau, aber für mich persönlich habe ich einen weiteren Mehrwert erfahren. Hermès hat mir erforderliche Mittel zur Verfügung gestellt, damit ich bei der Gestaltung Perfektion erreichen kann. Das ist für einen Designer erstaunlich und ein Glücksfall. Es ist eine großartige Erfahrung, weil es bedeutet, dass nichts unmöglich ist.

Zur Person

Philippe Nigro wurde im französischen Nizza 1975 geboren und absolvierte sein Studium für dekorative Kunst und Produktdesign an der La Martiniere School und Ecole Boulle. Seit 1999 widmet er sich der Gestaltung von Einrichtungsgegenständen und arbeitet bereits mit Ligne Roset, Foscarini oder Glasitalia. zusammen.

www.philippenigro.com

www.hermes.com