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Wie Zahi Hawass die Goldene Stadt in Ägypten entdeckte

Wenige Tage nach der Bekanntgabe seines spektakulären Fundes erreicht der KURIER den berühmten Ägyptologen Zahi Hawass in Kairo, wo der  mit der Aufarbeitung der Funde aus Luxor beschäftigt ist. Die Grabung in Luxor ist vorerst beendet und wird erst im kommenden September fortgesetzt, erzählt Hawass und erinnert sich für uns an die Entdeckung der „Goldenen Stadt tehn Aten" vor sieben Monaten.

KURIER: Was tauchte zu allererst auf?
Zahi Hawass: Zu allererst haben wir ein Haus entdeckt. Und dann kamen innerhalb weniger Wochen zu unserer großen Überraschung in allen Richtungen Formationen von Lehmziegeln zum Vorschein.

Wie viele Menschen lebten dort?
Ich glaube nicht, dass mehr als Tausend dort gearbeitet haben. Aber es handelt sich dennoch um die größte Stadt, die wir je in Ägypten gefunden haben.

Ohne ihn geht in Ägypten nichts: Zahi Hawass, 1947 in Damietta in bescheidenen Verhältnissen geboren, war vor dem Arabischen Frühling Chef der Antikenverwaltung und Antikenminister. Er studierte Archäologie in den USA sowie in Ägypten und berät den heutigen Antikenminister in wichtigen Fragen.

Allfällige Ähnlichkeiten – Hut und forsches Auftreten – sind nicht zufällig und durchaus gewollt: Indiana Jones, Mr. Pyramide oder „der Pharao“ sind Spitznamen des Mannes, der sich die Entdeckung des Tals der Goldenen Mumien in der Oase Bahariya auf die Fahnen heften kann. Er initiierte den Bau des Grand Egyptian Museum und des National Museum of Civilisation, die demnächst eröffnet werden. Außerdem zählt er den Fund der Gräber der Pyramiden-Arbeiter zu den Highlights seiner Karriere.

2005 wählte ihn das Time-Magazin unter die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. „Es gibt nichts anderes in meinem Leben – nur eine Sache, eine Liebe: Archäologie“, sagt er.

Viele der Mauern sind in Wellenform angelegt worden. Haben Sie eine Erklärung?
Ich denke, sie wurden deshalb so konstruiert, damit die Künstler in der Stadt abgeschottete Bereiche hatten, in denen sie ungestört arbeiten konnten. Denn wir haben eine große Anzahl von Gussformen für die Herstellung von Amuletten und filigranen Schmuckelementen endeckt.

Lebte der König auch hier?
Nein, der lebte in einem Palast drei Kilometer entfernt namens Glanz des Aton. Auch die Stadt war dem Sonnengott geweiht und hieß Schillernder Aton.

Sie sind also sicher, dass bereits der Vater Amenhotep III. den Sonnengott anbetete?
100prozentig! Sein Palast trug den Namen Aton, sein Boot hieß Aton und seine Stadt auch. Es gibt keine andere Erklärung. Die Idee dieser Verehrung des einen Gottes wurde von Amenhotep III. begründet.

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Im September wird es mit den Grabungen weiter gehen?
Ja, da werde ich westlich der Stadt nach Spuren von König Tutanchamun und Nofretete suchen. Dann wäre es schön, auch den Tempel von Pharao Ay wieder zu finden.

Und Sie wissen schon, wo genau Sie graben wollen?
Natürlich. Wir haben Hinweise gefunden, wohin sich die Stadt weiter ausgedehnt hat. Also ja: Ich bin sicher! Außerdem haben wir im Norden der Stadt eine große Nekropole gefunden. Als wir eines der Gräber öffneten, haben wir festgestellt, dass es aus der 26. Dynastie, aus 500 v. Chr., stammt und Alabasterkanopen enthält. Die Grabkammer ist noch ungeöffnet.  Einige Felsengräber unterschiedlicher Größe wurden bereits freigelegt. Sie können nur über eine in den Fels gehauene Treppe betreten werden  – ein Merkmal, das wir auch aus dem  Tal der König kennen.

Tipp: Wer Fragen an den Entdecker der neuen vielversprechenden Siedlung im alten Ägypten hat, kann sie demnächst stellen: Auf https://archaeologicalpaths.com/webinars kann man sich für Live-Webinare im Mai und Juni anmelden. Hawass berichtet dort über seine Arbeit und beantwortet Fragen der Teilnehmer.

Mehr zur Bedeutung der neu entdeckten Pharaonensiedlung lesen Sie hier:

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