Was Regenwürmer mit menschlichen Allergien zu tun haben
Regenwürmer suchen nachts auf der Bodenoberfläche nach kleinen Samen oder Blättern. Sie haben zwar keine Augen, können aber über spezielle Sinneszellen Licht wahrnehmen. Wie sich künstliches Licht auswirkt, das vor allem Straßenlaternen und vorbeifahrende Fahrzeuge in die Ökosysteme einbringen, hat ein Forscherteam der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien jetzt untersucht und die Ergebnisse im Fachmagazin „BMC Ecology and Evolution“ veröffentlicht.
Die Forschenden gingen der Frage nach, inwieweit die Lichtverschmutzung die Interaktion zwischen Regenwürmern und Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) beeinflusst, da Regenwürmer auch Samen fressen und die Keimungsbedingungen von Pflanzen verändern können. Ragweed, eine ursprünglich aus Nordamerika kommende Pflanze, deren Verbreitung aufgrund des Klimawandels zunimmt, wiederum produziert hochallergene Pollen.
Das Ragweed-Experiment
Für das Experiment wurden Pflanztöpfe, in denen sich sowohl Tauwürmer als auch Ragweed-Samen befanden, über Nacht entweder komplett abgedunkelt oder schwacher Straßenbeleuchtung ausgesetzt.
Das Ergebnis:
- Im Vergleich zu einer dunklen Nacht waren die Regenwürmer bei Lichtverschmutzung um 76 Prozent weniger an der Oberfläche aktiv.
- Auch die Paarungsakte fanden zu 85 Prozent im Dunkeln statt, und nicht bei Lichtverschmutzung, erklärt Studienautorin Marion Mittmannsgruber.
- Was das Ragweed betrifft, reduzierte Lichtverschmutzung in Wechselwirkung mit Regenwürmern die Keimung um ein Drittel, vermutlich da die Würmer die Samen gefressen oder in tiefere Bodenschichten transportiert haben. Das Höhenwachstum legte aber um 104 Prozent zu. Das wiederum könnte zu einer erhöhten Pollen- und Samenproduktion führen, was eine Zunahme der Konkurrenz zu Feldfrüchten und der Risiken für die menschliche Gesundheit wahrscheinlich mache.
„Spannend wäre jetzt, die langfristigen Auswirkungen auf Regenwürmer zu untersuchen, ob sie weniger fressen und weniger Paarung bei Lichtverschmutzung zu einem Rückgang der Populationen führt“, erklärte Studienleiter Johann Zaller.