Initiator Sebastian Bohrn Mena über den Tierschutzpreis Leonhard
Von Richard Grasl
Im November soll zum zweiten Mal der österreichische Tierschutzpreis „Leonhard“ vergeben werden. Sebastian Bohrn Mena ist der Initiator. Der Ex-Politiker
war für die SPÖ und die Liste Pilz tätig. 2018 trennten sich Pilz und Bohrn Mena. Jetzt setzt sich der chilenisch-österreichische Ökonom und Publizist für artgerechte Tierhaltung ein.
Im Interview mit dem KURIER erklärt er den Fahrplan für die Einreichung: In der erste Phase kann jedermann einen Betrieb unter preis@tierschutzvolksbegehren.at nominieren. Einfaches Mail reicht, am besten mit persönlicher Anekdote dazu. Im Jänner kommenden Jahres ist dann die Eintragungswoche für das Tierschutzvolksbegehren. Der KURIER unterstützt als Medienpartner den Tierschutzpreis. Außerdem erklärt Bohrn Mena, wie er Bewusstsein schaffen will und dass er auf der Seite der Landwirte steht.
KURIER: Herr Bohrn Mena, was ist das genaue Ziel des Tierschutzvolksbegehrens, das sie initiiert haben?
Bohrn Mena: Wir wollen eine systemische Veränderung und sagen klar, dass wir uns als Partner der Landwirtschaft sehen. Daher geht es uns nicht darum, Feindbilder aufzubauen. In Österreich ist man schon sehr weit, aber es gibt immer noch was zu tun, Stichwort Tiertransporte. Aber wir wollen ein Bewusstsein schaffen, wie man Tiere im 21. Jahrhundert halten soll, im Hinblick auf die Ethik, also das Leben und Leid der Tiere – aber auch Gesundheit und Ökologie.
Da kommt ja – wenn man möglichst viele Unterschriften anstrebt – ein Skandal wie jener in der Fleischfabrik Tönnies in Deutschland fast gelegen?
Leider ja. Wir hatten in unserer Eintragungswoche schon 200.000 Unterschriften. Der Run auf die Eintragungslokale war nach Bekanntwerden von Tönnies enorm. Da kritisierten viele Menschen, dass Fleisch auf unsere Teller kommt, das nicht aus Österreich ist – und das geht nicht.
Wie ist die Situation in Österreichs Ställen aus Ihrer Sicht wirklich?
In vielen Bereichen sind wir wirklich gut unterwegs, zum Beispiel in der Puten- oder Geflügelhaltung, aber auch bei der Milch. Im Bereich Schweine oder Kälberexport müssen wir uns weiterentwickeln. Viele Menschen sagen, sie wollen weiterhin Fleisch essen, aber niemand will heutzutage mehr, dass das Tier vorher gequält wird.
Kommen wir zum Tierschutzpreis. Wie genau funktioniert die Suche nach dem Sieger?
Wir wollen hier die Bevölkerung stark einbinden. In einer ersten Phase, die jetzt beginnt, kann jeder Betriebe nominieren, die besonders regional, tier- oder klimafreundlich agieren. Dazu reicht ein formloses Mail. Eine Jury wählt dann die vielversprechendsten drei Projekte aus, und darüber gibt es im September ein Online-Voting.
Welche Kategorien gibt es?
Wir haben zwei davon: Die erste ist Gastronomie/Hotellerie, die andere ist die Landwirtschaft. Wenn jemand also einen Betrieb kennt, bitte einfach ein Mail an preis@tierschutzvolksbegehren.at schreiben, und natürlich können und sollen sich die Betriebe auch selbst bewerben. Beim allerersten Preis im Vorjahr hatten wir mehr als 100 Nominierungen, obwohl der Preis noch gar nicht so bekannt war. Daher freuen wir uns über die Partnerschaft mit dem KURIER, damit noch mehr Menschen über unseren Preis erfahren.
Nur als Anhaltspunkt, was waren beim ersten Preis die Kriterien für die beiden Sieger?
Das waren zwei Tiroler Unternehmen. Eine Gastwirtschaft, die rund um ihren Betrieb eine kleine Kreislaufwirtschaft aufgebaut hat. Viele Lebensmittel kommen dort aus einem Umkreis von nur wenigen Kilometern. Und als Sieger in der Kategorie Landwirtschaft wurde ein Betrieb gekürt, der Patenschaften für Hühner vergibt. Wer diese übernimmt, bekommt das Genussrecht, also die Eier. Das schafft Bewusstsein.
Die Diskussion um gesunde, regionale Lebensmittel ist ja nicht neu. Dennoch scheitert das beim Konsumenten oft am Preis, weil man im Supermarkt doch zur billigeren Ware greift. Reicht Bewusstseinsbildung überhaupt?
Ich glaube an den mündigen Konsumenten, dem die Wahrheit auch zumutbar ist. Man darf die Menschen nicht unterschätzen. Je mehr Informationen sie besitzen, desto bewusster ist ihre Kaufentscheidung. Allerdings ist es derzeit eben so, dass viele gar nicht wissen, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt. Und dadurch ist es viel schwieriger, an die Macht der Konsumenten zu appellieren.