Wissen/Gesundheit/Gesund

Wechsel: Das Geschäft mit Pflanzen-Arzneien

Jede fünfte Frau in der Menopause leidet an Schwankungen des Hormonspiegels. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der Stiftung Warentest hervor. Die Symptome reichen von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Angstzuständen bis hin zu Depression.

"Wir können kein einziges Mittel zur Behandlung von Wechselbeschwerden empfehlen."


Alle Inhalte anzeigen

Die Präparate wurden unter anderem auf Basis des "Handbuchs Rezeptfreie Medikamente" der Stiftung Warentest bewertet. "Zusätzlich haben wir die jüngsten klinischen Studien sowie Erkenntnisse des Bundesinstituts für Risikobewertung sowie der Cochrane Collaboration herangezogen", erklärt Testleiterin Tichy. Hier die Ergebnisse:

Traubensilberkerze

Alle Inhalte anzeigen
Die Extrakte aus der in Nordamerika wachsenden Wurzel (Cimicifuga) sollen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche lindern. Wird Frauen in Apotheken und auf Beipackzetteln erklärt. Konsumentenschützerin Angela Tichy hält dagegen: "Die Studienlage ist zu dürftig, um tatsächlich auf eine therapeutische Wirksamkeit schließen zu können."

Johanniskraut

Alle Inhalte anzeigen
In Apotheken sind auch Kombipräparate aus Traubensilberkerze und Johanniskraut erhältlich. Tichy gesteht zu: "Es gilt heute als erwiesen, dass Trockenextrakte des Johanniskrauts gegen Depression wirken. Es gibt allerdings keine kontrollierten Studien, die zeigen, dass Kombinationspräparate wirksamer sind als die jeweiligen Monopräparate." Es sei auch zu bedenken, dass eine längerfristige Anwendung dieser Arznei Beschwerden hervorrufen kann.

Mönchspfeffer und Co.

Alle Inhalte anzeigen
Klinische Studien fehlen laut VKI zur Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmittel. Das Spektrum reicht von Soja, Rotklee, Yamswurzel, Nachtkerzenöl, Magnolie, Salbeipräparate, Mönchspfeffer und Pflanzenpollen. Unklar ist zudem, wie die zugesetzten Spurenelemente und Vitamine auf Wechselbeschwerden wirken, so Tichy: "Die Einnahme kann auch zu unerwünschten Folgen führen."

Apotheker widersprechen Konsumentenschützer

Die bei solchen Tests obligatorische Stellungnahme der Apothekerkammer zielt in eine andere Richtung. Die Stellvertreterin in der Pharmazeutischen Abteilung, Monika Wolfram, führt aus: "Die in Österreich rezeptfrei zugelassenen Arzneispezialitäten zur Behandlung von Wechselbeschwerden haben sehr wohl eine dokumentierte Wirkung, ansonsten würden sie keine Zulassung als Arzneimittel erhalten. Aus unserer Sicht sind daher die Schlussfolgerungen zur mangelhaften Datenlage nicht nachvollziehbar und decken sich nicht mit unserer Expertise."

Einig sind sich Konsumentenschützer und Apotheker in einem Punkt: Bei starken Wechselbeschwerden soll ein Facharzt konsultiert werden.