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Neue Hoffnung bei Hautkrebs

In der Therapie des Melanoms hat sich in den vergangenen drei Jahren mehr getan als in den 30 Jahren davor.“ Das sagt Hautkrebsspezialist Univ.-Prof. Hubert Pehamberger von der MedUni Wien. Die Europäische Zulassungsbehörde EMA hat jetzt grünes Licht für die erste personalisierte Therapie beim schwarzen Hautkrebs gegeben: Der Wirkstoff Vemurafenib hemmt ein Protein, das – in einer mutierten Variante – die Entwicklung der Krebszellen anfeuert. „Ungefähr 50 Prozent der Patienten haben diese Mutation, nur bei ihnen wirkt das Präparat. Wir testen deshalb seit einiger Zeit routinemäßig auf diese Mutation.“ Es sei heute fast schon ein Kunstfehler, dies nicht zu tun. Die Substanz kann sowohl das Tumorwachstum aufhalten (im Schnitt um vier Monate) als auch das Gesamtüberleben (im Schnitt um drei Monate) verlängern. Eine sechsmonatige Therapie kostet in der Schweiz (die Zahlen für Österreich gibt es noch nicht) 9300 Euro pro Monat, insgesamt also 55.800 Euro, heißt es beim Hersteller Roche.

„Der gezielte Einsatz nur bei Patienten mit dieser Mutation hilft, unnötige, wirkungslose Therapie zu vermeiden – was Leid und Kosten spart“, betont Univ.-Prof. Christoph Zielinski von der MedUni Wien: „Und er erhöht die Effektivität des Medikaments.“ Bereits im Sommer wurde der Antikörper Ipilimumab (Firma Bristol-Myers-Squibb) zugelassen. Er erhöht die Aktivität der T-Zellen als Abwehrzellen des Immunsystems. „Hier kostet ein Therapiezyklus – vier Infusionen innerhalb von zwölf Wochen – rund 85.000 Euro“, so Pehamberger.

Skepsis

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In England sprach sich bei diesem Präparat im Oktober das Nationale Gesundheitsinstitut (NICE) gegen einen Einsatz aus: Wegen der hohen Kosten und unklarer Langzeitdaten zur Wirksamkeit.

„Es ist überhaupt keine Frage, dass wir eine Reihe von Patienten haben, die sowohl von dem einen wie auch dem anderen Präparat profitieren und deutlich länger überleben“, sagt Pehamberger. „Beide Medikamente sind für die Melanom-Therapie ein großer Fortschritt“, sagt auch Zielinski.

„An meiner Abteilung ist es gelungen, durch den zielgerichteten Einsatz der teuren Krebsmedikamente und die Verwendung von sogenannten Generika ( günstigere Nachahmerpräparate nach Ablaufen des Patentschutzes des Originals, Anm.) in der Chemotherapie die Medikamentenkosten zu senken“, sagt Zielinski. „Trotzdem muss man hinterfragen, ob es vertretbar ist, dass Firmen ganz generell zum Teil Medikamente in einer Preisdimension ansetzen, die die Grenze des guten Geschmacks überschreitet.“

„Pro Krebsmedikament gibt es Entwicklungskosten von bis zu 1,5 Mrd. Euro“, sagt Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber: „Viele Medikamente spielen diese Kosten nicht herein.“ Gerade bei kleineren Patientenzahlen seien die Behandlungskosten teurer. „Krebsmedikamente machen nur 1,7 Prozent der Spitalsausgaben aus – pro Österreicher sind das umgerechnet 43 Euro pro Kopf und Jahr.“