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Mysteriöse Fälle: Was haben Aale in den Nasen von Robben zu suchen?

Aale sind – nicht zuletzt aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit zu Schlangen – vielen Menschen nicht ganz geheuer. Einem Aal körperlich nahe zu kommen oder diesen gar in einer Körperöffnung vorzufinden, stellt eine entsprechend grausige Vorstellung dar.

"Eels" in "Seals"

Einer Handvoll Mönchsrobben auf Hawaii ist aber genau das passiert. Das kuriose Phänomen gibt der US-Ozeanbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), die auf der pazifischen Inselgruppe forscht, nun Rätsel auf.

Wie die NOAA auf ihrer Website in einem Artikel schreibt, habe man in den vergangenen Jahren rund vier Mal Robben mit einem Aal im Nasenloch beobachtet. "In den knapp 40 Jahren, in denen wir mittlerweile an der Beobachtung und dem Schutz gefährdeter hawaiianischer Mönchsrobben arbeiten, haben wir erst in den letzten Jahren 'Aale in Nase' gesehen", heißt es. Man wisse nicht, ob es sich dabei um "eine merkwürdige statistische Anomalie" handle – "oder ob wir in Zukunft mehr Aale in Robben sehen werden".

Charles Littnan, Leiter der Robben-Forschungsmission auf Hawaii, erinnert sich im Interview mit der Washington Post jedenfalls noch genau an das erste Mal, als er zusammen mit seinem Kollegen einen Aal aus einer Robbenschnauze entfernte: "Es ragten nur noch zwei Zentimeter des Aals aus der Nase hervor, und das Ganze war einem dieser Zaubertricks sehr ähnlich, wo man Taschentücher aus einer Box herauszieht und immer wieder neue nachkommen", schildert er.

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Ursache ungewiss

Doch wie ist das Phänomen an sich überhaupt zu erklären? Den Forschern zufolge würden Mönchsrobben bei der Futtersuche oft Mund und Nase in Spalten von Korallenriffen, unter Felsen oder in den Sand rammen. Dies diene dazu, Beute, die sich möglicherweise vor ihnen versteckt, aufzuspüren.

Es sei also denkbar, dass ein Aal sich in dieser Situation in die Enge getrieben fühlte und nur mehr die Flucht nach vorne – in das Nasenloch der Robbe – antreten konnte.

Möglich sei theoretisch auch, dass die Robben die Aale zuvor geschluckt und dann wieder ausgespien hätten – aber eben durch die falsche Körperöffnung.

Wer sich Sorgen um die Robben mit den gestopften Nasenlöchern macht, der sei beruhigt: Laut den Wissenschaftlern seien alle Tiere aus ihrer misslichen Lage befreit worden. "Der Aal wurde vorsichtig und erfolgreich entfernt." Die Robben hätten auch keine bleibenden Schäden davongetragen.

Unter anderem deshalb sieht Littnan die Vorfälle unterm Strich wohl relativ gelassen: "Man sieht einige sehr merkwürdige Dinge, wenn man die Natur lange genug beobachtet, und das könnte am Ende eine dieser kleinen Kuriositäten unserer Karriere werden, über die wir uns in 40 Jahren in der Pension immer noch wundern werden."