Mit 3-D-Verfahren zu neuem Kiefer
Lächeln kann er schon wieder, ernährt wird er noch über eine Sonde und in einem halben Jahr werden neue Zähne implantiert: Gerhard Granitzer aus Napplach, Gemeinde Reißeck in Kärnten, hat einen aufsehenerregenden Eingriff hinter sich: Die Rekonstruktion seines Unterkiefers nach Krebsbefall wurde erstmals im Vorfeld berechnet und mit einem 3-D-Verfahren dargestellt. Dadurch wurde nicht nur die Operationszeit verkürzt, sondern auch ein optisch sehr zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.
Gespürt habe er von seinem Krebs kaum etwas, erzählt der 54-jährige Zimmermann dem KURIER: "Es war nur ein leichtes Ziehen, ich dachte an eine Kieferhöhleneiterung." Doch nach einem Röntgen beim Zahnarzt im Februar ließ ihn dieser gleich mit der Rettung ins Klinikum Klagenfurt bringen. Nach Gewebeprobe und diversen Untersuchungen stand fest: Ein Karzinom hatte Granitzers Kiefer befallen. "Der halbe Knochen war schon zerfressen", erklärt Sascha Virnik, Oberarzt an der Kieferchirurgie. "Auch Zunge, Mundboden, Wange, Gaumen und Mandeln waren befallen." Nur eine radikale Operation konnte noch helfen.
Virnik wandte für diesen großen Eingriff am Kiefer erstmals in Österreich ein Computerprogramm mit dreidimensionaler Grafik an: "Dafür wird zuvor der gesamte Körper geröntgt, um den am besten passenden Knochen zu finden. Dann wird eine Schablone für den Ersatzknochen hergestellt." Bisher wurde das Ersatzstück während der Operation vom Chirurgen sozusagen geschnitzt. Das hat bis zu drei Stunden gedauert. In diesem Fall arbeitete Virnik mit einem Computertechniker in Belgien zusammen, der die Vorlage nach seinen Angaben anfertigte.
Drei Teams
Trotzdem war Granitzer 18 Stunden im OP. Da wurde der Beckenknochen entnommen, nach der Schablonenvorlage geformt und am Unterkiefer eingesetzt sowie die befallenen Weichteile mit Gewebe aus dem Unterarm ersetzt.
Drei Teams mit insgesamt etwa 20 Leuten waren im Einsatz.
Acht Wochen nach der OP kommt Granitzer zur Kontrolle: Sogar sein Geschmackssinn ist erhalten geblieben. Von welchen Regionen seines Körpers Kiefer und Mundhöhle nun stammen, belastet den 54-Jährigen nicht: "Ich denk’ nicht nach, woher das kommt."