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Mit 16 ein Paar neue Brüste

Es war wie eine Erlösung. So wollte und konnte ich einfach nicht mehr weiterleben." Anna ist 16 Jahre alt. Und sie hat sich vor einigen Wochen ihre Brüste vergrößern lassen - mit Erlaubnis ihrer Mutter.

Groß gewachsen, die richtigen Rundungen an den richtigen Stellen, hübsch und ein strahlendes Lächeln. Es erstaunt, dass dieses Mädchen bis vor Kurzem an seinem Körper fast verzweifelt ist. Das ein Äußeres hat, mit dem viele Frauen wohl ohne zu überlegen tauschen würden - und dafür ohne Nachdenken auch einige kleine körperliche Defizite in Kauf nehmen würden. Den Vorwurf, angesichts medizinisch notwendiger Operationen wegen Krankheiten auf hohem Niveau zu jammern, weist der Teenager im KURIER-Gespräch zurück. "Wer es nicht erlebt hat, kann es sich einfach nicht vorstellen oder verstehen. Da tröstet einen nichts."

Asymmetrie

Ausgelöst haben ihre Unzufriedenheit ihre ungleich großen Brüste, die nach rund 20 Kilogramm Gewichtsabnahme auch noch zum Hängebusen wurden. "Für mich war der Leidensdruck schon so groß, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Mein Selbstwertgefühl wurde immer geringer. Ich war schon beim Aufstehen unglücklich und habe nur Shirts getragen, bei denen man mir ja nicht in den Ausschnitt sieht." Sie habe sich "total sozial zurückgezogen". Shoppen oder Turnunterricht waren "ein Horror und ins Freibad bin ich sowieso nicht mehr gegangen", erzählt sie. Mutter Andrea wirft ein: "Im Urlaub haben wir fast gestritten, weil sie am Strand nie ihr T-Shirt ausziehen wollte." Und Anna habe Spiegel immer mehr gemieden. "Viele haben mich nicht verstanden und gemeint, ich soll lieber zum Psychologen gehen. Um zu lernen, damit umzugehen. Doch ich habe mich so schlecht gefühlt, das war kein Trost."

Von ausgehen und in der Disco abtanzen, wie es für Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden selbstverständlich ist, konnte keine Rede sein. "Sie war als Kind sehr fröhlich und offen. Plötzlich hat sie sich total verkrochen", erinnert sich die Mutter. Mit 14 sprach Anna erstmals eine Operation an. "Das wäre viel zu früh, ich hab' auch mit 15 noch 'Nein' gesagt." Warum sie einwilligte, als Anna 16 wurde und nicht gleich bis zur Volljährigkeit wartete? "Ich habe ja gemerkt, dass Anna immer mehr litt. Mit 16 dürfen Jugendliche heute schon vieles entscheiden und wählen dürfen sie auch." Vor der eineinhalbstündigen Operation (in Vollnarkose) sei sie aber nervöser als ihre Tochter gewesen. "Das war viel schwerer, als sich selbst unters Messer zu legen."

Ganz anders naturgemäß Anna: "Ich hab' mich richtig auf die OP gefreut, hatte keine Angst und als ich danach aufgewacht bin, habe ich gelächelt." Ein Leben lang mit Silikon in ihrem Körper leben zu müssen, macht ihr keine Probleme. "Die Implantate empfinde ich wirklich nicht als Fremdkörper. Sie sind ein Teil von mir."

Ausstrahlung

Große Brüste hat die Schülerin trotz ihrer operativen Korrektur nicht. Statt BH-Größe A trägt sie nun eben B. Die Brust passt zu ihr. Ihr Chirurg Artur Worseg hält das für wichtig. "Es wird niemand merken, dass sie operiert wurde. Aber man wird merken, dass sie eine andere Ausstrahlung hat." Annas Mutter nickt dazu. "Ich merke schon jetzt, dass sie verändert ist." Und Anna freut sich bereits auf den Sommer. "Ich werde mich endlich wieder im Bikini wohlfühlen."

Info: Was der Minister plant

Gesetz wurde der Gesetzesentwurf über schärfere Regeln bei Schönheitsoperationen in Begutachtung geschickt.

Inhalt Unter anderem beinhaltet der Entwurf, dass Schönheitsoperationen an unter 14-Jährigen verboten sind. Bei 14- bis 18-Jährige ist schon jetzt eine Einwilligung der Eltern nötig. Sie muss nun verpflichtend schriftlich erfolgen. Zukünftig sollen sich die Jugendlichen auch nicht mehr nur vom Arzt aufklären lassen müssen, sondern auch eine psychologische Beratung absolvieren.

Ärzte Im Gesetz soll auch genau definiert werden, welcher Arzt was machen darf. Derzeit darf praktisch jeder Arzt Beauty-Behandlungen anbieten.

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