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Was Mensch und Hund zusammenhält

Manchmal, sagt Verhaltensforscher Kurt Kotrschal, beneide er seine Hündin: "Sie macht sich keine Sorgen was morgen ist oder hat kein schlechtes Gewissen, wegen dem, was sie vor zwei Jahren angestellt hat. Sie lebt zufrieden neben mir im Jetzt. Während wir die Manie haben, ständig darüber nachzudenken, was sein wird und was andere über uns denken."

Abgesehen von unserer höheren geistigen Fähigkeit, die laut Kotrschal nicht immer Segen ist, haben wir mehr mit Hunden gemeinsam, als wir wissen. Neueste Erkenntnis: Die Sprachverarbeitung von Hunden funktioniert wie unsere. Sie reagieren nicht nur auf den Ton, sondern ebenso auf die Wortbedeutung. Was wir noch gemeinsam haben: Auch Hunde sind an einer funktionierenden sozialen Beziehung interessiert. Wer das weiß und achtet, profitiert von seinem Tier, schreibt Kotrschal in seinem neuesten Buch.

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Und erzählt darin auch bekannte Geschichten. Zum Beispiel, dass es seit 17.000 Jahren keine menschlichen Kulturen ohne Hunde gibt. Biophilie ist das Stichwort. „Das bedeutet, Menschen haben instinktiv Interesse am Leben mit Tieren und in der Natur“, sagt der Experte. Das erkennt man heute bei Kleinkindern, die bevor sie Mama oder Papa sagen, Tierlaute imitieren: „Je kleiner die Kinder, desto stärker das Interesse. Sie definieren damit Bedingungen fürs Aufwachsen. Eine gute Beziehung zum Hund fördert ihre soziale, kognitive, und emotionale Entwicklung.“

Die besseren Erzieher sind Hunde deshalb noch lange nicht. Manchmal aber die besseren Nachhilfelehrer. Psychologen der Universität Bonn stellten etwa fest, dass sich Kinder, die eine enge Beziehung zu ihrem Hund haben, in seiner Gesellschaft länger und intensiver mit Hausaufgaben beschäftigen. Zudem hatten sie einen besseren Notendurchschnitt in Mathematik und Physik.

Dass Kinder durch Hunde ruhiger, freundlicher und kommunikativer werden, fanden Kotrschal und Kollegen bei einer Untersuchung in einer betreuten Wohneinrichtung heraus. Er ist überzeugt, dass unsere Gefährten „soziale Schmiermittel“ sind: Sie sorgen in Familien für mehr Kommunikation, geben älteren Menschen wieder Aufgaben und helfen, beim Kontakte knüpfen. Denn wer einen Hund an der Leine hat, kommt schnell mit anderen Menschen ins Gespräch.

Ersatz-Naturkontakt

Was Kotrschal derzeit besonders beobachtet: Für viele sind Hunde der direkte Kontakt zur Natur – durch die Verstädterung steigt die Anzahl an Hunden. „Sie erden einen in einer Welt, die oft hektisch und unübersichtlich erscheint. Mit Hunden habe ich eine basale, ursprüngliche Beziehung, mit direkter Interaktion.“

Dem Hund ist es egal, wo er lebt, so lange er genug Zuwendung bekommt: „Lebt er in der Wohnung, hat er es oft besser, weil sich jemand aktiv mit ihm beschäftigt, mindestens zwei Mal am Tag rausgeht. Am Land laufen sie alleine im Garten oder Hof herum.“ Für eine gute Beziehung sei das zu wenig. Daher scheitern manche.
Zum Beispiel, wenn ein Hund nicht als Partner, sondern Waffe geführt wird. „Sie haben ähnliche soziale Bedürfnisse wie wir, brauchen einen freundlichen Führungsstil, sollten aber nicht dominiert oder kommandiert werden.“ Von klein auf sollten Hundehalter schon erkennen, was der Welpe will. Umgekehrt muss dieser lernen, in Richtung Mensch aufmerksam zu sein.
Am Ende lohnt es sich, weiß Kotrschal, der privat mit einem und beruflich mit 17 Hunden und Wölfen lebt. Sie nehmen uns so wie wir sind. Verzeihen vieles, aber auch nicht alles.

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Buchtipp: Hund & Mensch. Das Geheimnis unserer Seelenverwandtschaft, von Kurt Kotrschal, Brandstätter Verlag; 272 Seiten; 24,90 Euro