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USA: Weitere, noch potentere Abnehmspritze zugelassen

Sie gelten als Revolution für Fettleibigkeit und sind stark nachgefragt: Die sogenannten Abnehmspritzen könnten Gesundheitsprobleme, die durch starkes Übergewicht bedingt sind, stark reduzieren. Derzeit sind drei Medikamente mit Wirkstoffen am Markt, die für ein stärkeres Sättigungsgefühl sorgen und so bewirken, dass Patientinnen und Patienten weniger essen.

Dazu zählen Ozempic – das erste Medikament, das allerdings eigentlich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen ist –, Wegovy und Saxenda. Die ersten beiden beruhen auf dem Wirkstoff Semaglutid, Saxenda auf dem Wirkstoff Liraglutid. Beide Wirkstoffe ahmen ein Darmhormon nach, welches für die längeranhaltende Sättigung sorgt. 

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Der Wirkstoff Tirzepatid kann das Körpergewicht um rund 20 Prozent verringern

In den USA hat die Arzneimittelbehörde FDA nun einen weiteren Wirkstoff zugelassen. Tirzepatid wird ebenfalls als Spritze von den Patientinnen und Patienten selbst verabreicht. Anders als die bisherigen Medikamente wird es nicht vom Pharmahersteller Novo Nordisk, sondern von Eli Lilly unter dem Medikamentennamen „Zepbound“ vertrieben. Eli Lilly verkauft bereits das Diabetesmedikament Mounjaro mit dem Wirkstoff und konnte nun in Studien zeigen, dass Tirzepatid das Gewicht der Patientinnen und Patienten um bis zu 20 Prozent reduzieren kann. Im Schnitt verloren die Studienteilnehmer 18 Prozent ihres Körpergewichts, wenn sie sich Tirzepatid in der höchsten Dosis verabreichten.

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Zum Vergleich: Wegovy von Novo Nordisk führt zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 15 Prozent. Das neu zugelassene Medikament steht damit in direkter Konkurrenz zu Wegovy, das derzeit in Österreich nicht am Markt ist, und zu Saxenda, welches in Österreich für Gewichtsabnahme bei Adipositas zugelassen ist. 

In den USA ist Zepbound nun für Menschen mit Fettleibigkeit (Body Mass Index größer 30 kg/m²) sowie für Menschen mit Übergewicht (BMI größer 25 kg/m²) und mindestens einer durch Fettleibigkeit bedingten Erkrankung wie Herzerkrankungen, Prädiabetes (eine Vorstufe von Diabetes) oder erhöhte Blutfette zugelassen. 

 

Wirkstoffe

Die Wirkstoffe Liraglutid und Semaglutid wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt. Sie haben sich jedoch auch bald in der Behandlung von Adipositas durchgesetzt. Von Adipositas spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m². Menschen mit einem BMI von über 40 kg/m² leiden an einer schweren Form der Adipositas und haben das größte Risiko für weitere Gesundheitsprobleme. Von Normalgewicht spricht man zwischen einem BMI von 19 und 25 kg/m².

Wirkweise

Die darauf basierenden Medikamente regulieren den Appetit, indem sie ein Darmhormon nachahmen. Die Arzneistoffe werden auch als GLP-1-Rezeptorantagonisten bezeichnet. GLP steht für Glucagon-like Peptide. Das Peptidhormon, dem die Wirkstoffe nachgeahmt sind, wird im Darm produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosestoffwechsels.

Das Medikament sorgt dafür, dass ein längeres Sättigungsgefühl besteht – die Patientinnen und Patienten haben weniger Appetit und führen weniger Nahrung zu. Bei gleichzeitiger Diät und vermehrter körperlicher Aktivität können bis zu 25 Prozent des Körpergewichts reduziert werden.

Ähnliche Nebenwirkungen wie bei den bisherigen Medikamenten

Ähnlich wie bei den bisherigen Abnehmspritzen werden bei Zepbound Nebenwirkungen in der Anfangszeit berichtet, insbesondere Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Durchfall. Die meisten Patientinnen und Patienten tolerieren diese jedoch und sie vergehen nach der ersten Zeit. Tirzepatid wird wie Wegovy einmal pro Woche als Injektion von den Patientinnen und Patienten selbst verabreicht. Saxenda muss einmal täglich verabreicht werden. 

Ähnlich gute Erfolge hinsichtlich des Gewichtsverlustes bei Adipositas erzielen bisher nur bariatrische Operationen. Das sind chirurgische Eingriffe, bei denen etwa der Magen verkleinert wird. 

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Die Abnehmspritzen müssen langfristig und von den Patientinnen und Patienten selbst verabreicht werden. Liegt Adipositas oder Übergewicht mit einer dadurch bedingten Erkrankung vor, könnendie Kosten dafür in Österreich von der Krankenkasse übernommen werden. 

Das neu zugelassene Mittel könnte die Engpässe von Wegovy lindern. Das Medikament ist so stark nachgefragt, dass es in manchen Ländern zu Lieferstopps kam. In Europa ist Zepbound noch nicht zugelassen, eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde wird aber erwartet.