Wissen/Gesundheit

Blick ins Grüne - oder ins Blaue: Wie die Umgebung die Schlafdauer beeinflusst

Ein Spaziergang im Wald oder einfach nur aufs Meer schauen: Die Farben der Umgebund haben bekanntermaßen positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Dass dies auch das Schlafverhalten beeinflusst, konnten nun Forscher der Universität Exeter Großbritannien und in Wien in einer umfangreichen Untersuchung in 18 Ländern nachweisen. Erstmals waren dafür verschiedene Arten von natürlicher Umgebung in verschiedenen Ländern im Fokus.

Schlafmangel steht in Verbindung mit negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er gilt als Risiko für die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Schlafmangel gilt nach internationalen Richtlinien, wenn man pro Nacht weniger als sechs Stunden schläft. 

Unter der Leitung des "European Centre for Environment and Human Health" der University of Exeter wurden die Daten von mehr als 16.000 Personen aus 14 europäischen Ländern sowie aus Australien, Kanada, den USA und Hongkong analysiert. Die Teilnehmenden  hatten zuvor Angaben über ihre Wohnsituation geben müssen, etwa über den Grünanteil in ihrer Wohnstraße oder, ob sie von ihren Fenstern aus einen Blick auf Flüsse, Seen oder auch Küsten haben. Abgefragt wurde auch, wie viel Zeit sie in der Natur verbrachten, wie sie ihre psychische Gesundheit einschätzen - und wie viele Stunden pro Nacht sie schlafen. 

Psychische Gesundheit verbessert sich im Grünen

Die Hauptautorin der Studie, Leanne Martin, hob die psychische Gesundheit als ausschlaggebenden Faktor für besseren Nachtschlaf: Die Untersuchung ergab, dass Personen, die in grüneren Straßen lebten oder von ihrem Haus aus einen Blick auf blaue Flächen hatten, tendenziell über eine bessere psychische Gesundheit berichteten. Das stand wiederum mit einer gesünderen Schlafdauer in Verbindung. Wer in seiner Freizeit mehr Zeit in grünen und blauen Räumen verbrachte, berichtete ebenfalls über eine bessere psychische Gesundheit und eine längere Schlafdauer.

Insgesamt zeigte sich, dass 22 Prozent der Befragten, die nicht in einer Umgebung mit Grünräumen lebten, weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht schliefen. Bei jenen, die zuhause viel Grün im Blick haben, waren es nur 17 Prozent.

 

Vergleich mit Geldsorgen wird gezogen

Das scheint auf den ersten Blick nur ein geringer Unterschied zu sein. Mathew White, Gesundheits- und Umweltpsychologe von der Universität Wien arbeitete an der Studie mit und betont: "Diese Ergebnisse sind vergleichbar mit dem Unterschied im Schlaf zwischen Menschen, die mit ihrem derzeitigen Einkommen auskommen, und jenen, die unter finanziellem Druck stehen." Geldsorgen seien aber, im Gegensatz zu fehlenden Grünflächen, weithin als Schlafkiller anerkannt. Er und das Forschungsteam fordern, das Grün in den Straßen als wichtiges Thema der öffentlichen Gesundheit anzuerkennen und mehr Grünflächen einzurichten.