Drogen im Abwasser: In Österreich dominieren Cannabis und Kokain
Welche Drogen konsumieren die Europäer? Und in welchen Mengen? Diese Informationen werden jährlich im abwasserbasierten Drogenmonitoring in 90 europäischen Städten erhoben. Darunter sind auch die Abwässer von neun österreichischen und einer Südtiroler Kläranlagen aus insgesamt 118 Gemeinden.
Die Analyse erfolgte wie in den vergangenen Jahren im forensisch-toxikologischen Labor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI). Das Ergebnis: „Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der zehn untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht drei Zigaretten und konsumiert 0,06 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, veranschaulicht Studienleiter Herbert Oberacher die Ergebnisse für Österreich. Damit liegen die in Österreich und Südtirol überwachten Regionen in einer Rangliste der untersuchten europäischen Staaten bei allen analysierten Substanzen „bestenfalls im Mittelfeld".
Von Nikotin bis Crystal Meth
Der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs ist relativ einheitlich. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In fast allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher zu sein scheint als in ländlichen Gegenden.
Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge. In Westösterreich und Südtirol wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert als in Ostösterreich; den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichneten Bozen und Kufstein. Die größten Pro-Kopf-Konsummengen der Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) ließen sich in Ostösterreich, speziell in Graz, beobachten. Diese West-Ost-Verteilung von Stimulanzien und synthetischen Drogen ist nicht auf Österreich beschränkt, sondern spiegelt sich in Europa wider.
Weniger Parties, weniger Drogen
Auch die Corona-Maßnahmen lassen sich an den Daten ablesen: Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen Auswirkungen auf den Drogenmarkt zu haben. "Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass es insgesamt zu einem Rückgang beim Konsum von Partydrogen, insbesondere von MDMA/Ecstasy (minus 50 Prozent), aber auch Kokain (minus 10 Prozent) und Cannabis (minus 10 Prozent) gekommen ist. Weitere Auffälligkeiten waren Steigerungen des Methamphetamin/Crystal Meth- (plus 130 Prozent) und Amphetamin/Speed-Konsums (plus 30 Prozent). Der Konsum letztgenannter Drogen befindet sich zwar trotz Zunahme noch immer auf niedrigem Niveau, doch sollte diese Entwicklung im Sinne frühzeitiger Präventionsmaßnahmen im Auge behalten werden“, betont Oberacher.