Wissen/Gesundheit

Biontech-Impfstoff dürfte die Übertragung des Coronavirus verhindern

Der Impfstoff von Biontech und seinem US-Partner Pfizer verhindert einer ersten Untersuchung zufolge offenbar weitgehend die Übertragung des Coronavirus. Das berichtet zumindest das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel online. Und zitiert aus einer gemeinsam mit dem israelischen Gesundheitsministerium durchgeführten großen Beobachtungsstudie.

Dabei wurde festgestellt, dass der Impfstoff zu 89,4 Prozent effizient in der Verhinderung von Sars-CoV-2-Infektionen sei. Das gäbe Hoffnung für den weiteren Pandemieverlauf. In Israel sind mittlerweile 1,7 Millionen Menschen - etwa ein Drittel der Bevölkerung - geimpft.

Bisher nur Spekulationen

Die Ergebnisse der Untersuchung waren mit Spannung erwartet worden, konnte man in klinischen Studien zur Zulassung der Corona-Impfstoffe doch nur untersuchen, wie wirksam eine Covid-19-Erkrankung verhindert wird. Ob geimpfte Menschen das Virus trotzdem weitertragen können, blieb im Reich der Spekulation. Entsprechend vorsichtig äußerte sich auch Biontech-Chef Uğur Şahin: Er hoffe, dass mit seinem Impfstoff 60 Prozent der Infektionen verhindert werden könnten.

Erfreuliche Überraschung

Die jetzt durchgesickerten Zahlen sind eine erfreuliche Überraschung: In der Gruppe der doppelt Geimpften gab es nur 1.842 Sars-CoV-2-Infektionen. Dem standen in der Kontrollgruppe der Ungeimpften 76.797 Infektionen gegenüber - was einer etwa zehnmal so hohen Inzidenzrate von 114,4 entspricht. Das deute darauf hin, dass Geimpfte nicht nur sich selbst, sondern auch andere schützten.

Wer jetzt fragt: Aber war ist mit den Mutationen? Die Variante B.1.1.7 war bereits während der Untersuchung mit 81 Prozent der Fälle die dominierende.

Vorsichtig

Israels Corona-Beauftragter Nachman Asch bremst vorerst noch und wird von israelischen Medien am Sonntag damit zitiert, dass die Daten mit Vorsicht zu genießen seien: „Wir wissen noch nicht genug über Infektionen, das ist der große Unbekannte.“ Es sei klar, dass die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindere. „Ich weiß aber nicht, in wieweit sie verhindert, dass Geimpfte das Virus in sich tragen und weitergeben.“ Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen mehr darüber herausfinden werde.

Ehe die Studie nicht auf einem Preprint-Server und in einem Fachmagazin veröffentlicht wurde, will auch Biontech/Pfizer die Daten nicht kommentieren. Nur so viel: Die Studienergebnisse sind schwierig zu beurteilen. Das Manuskript wurde israelischen Journalisten des Internetportals ynet zugespielt und ist nicht offiziell veröffentlicht, weder auf einem der angesprochenen Preprint-Server noch in einem von Fachexperten beguachteten Fachjournal. Es liegt aber der Deutschen Presse-Agentur vor.

Pandemie kontrollieren

Sollten sich die Ergebnisse aus Israel bestätigen, wäre die Gefahr gebannt, dass Geimpfte im schlimmsten Fall zu einem Heer asymptomatisch Infizierter werden, die ahnungslos und sich selbst sicher wähnend andere anstecken. Wenn sich dagegen tatsächlich fast 90 Prozent der Geimpften gar nicht mehr mit Sars-CoV-2 infizieren, sollte es deutlich leichter werden, die Pandemie in den nächsten Monaten zu kontrollieren, möglicherweise könnten auch Kontaktbeschränkungen früher gelockert werden.

Auch neue Virusvarianten haben es dann schwerer. Sogar die Herdenimmunität scheint dann erreichbar – also ein Zustand, in dem so viele Menschen in der Bevölkerung immun sind, dass es unwahrscheinlich wird, dass ein Infizierter noch auf viele Menschen trifft, die er anstecken kann.

Die israelischen Daten bestätigen außerdem die in den klinischen Studien ermittelte hohe Wirksamkeit gegen Covid-19: Bei symptomatischen Erkrankungen lag sie bei 93,7 Prozent. Der einzige Wermutstropfen: Aussagen zur südafrikanischen Variante könne man nicht machen – es gab zu wenige Fälle.

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