Gelbfieber, Tollwut: Impfstoffe werden in Europa knapp
Von Ernst Mauritz
Für deutsche Fans „könnte der Besuch der Fußball-WM in Brasilien zu einem Wagnis werden“, schreibt Der Spiegel: Der Impfstoff gegen Gelbfieber ist in Deutschland ausgegangen. „In Österreich sind wir voll lieferfähig“, sagt Medical Manager Bettina Isnardy von Sanofi Pasteur MSD. Die Österreichische Apothekerkammer bestätigt, dass Gelbfieberimpfstoff bei allen Großhändlern lagernd ist.
Anders beim Tollwut-Impfstoff: Der ist derzeit nicht lieferbar, nur ein Großhändler hat noch Restbestände. „Unsere Vorräte sind bereist sehr knapp“, sagt Reisemediziner Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin. „Die Situation ist sehr unerfreulich.“ Denn der jährliche Bedarf in Österreich liege bei deutlich über 10.000 Dosen: „Einerseits für Reisende vor der Abreise, aber auch für Ungeimpfte, die nach einem Biss im Ausland nachgeimpft werden. „Oft wird auch nach Bissverletzungen in Österreich geimpft, obwohl das nicht notwendig wäre“, sagt Jean-Paul Klein vom Gesundheitsministerium: Österreich ist tollwutfrei – ausgenommen Fledermäuse und manche kürzlich importierte Hunde oder Katzen.
In einer Stellungnahme von Hersteller Novartis heißt es, dass man derzeit „in Österreich nur über einen begrenzten Vorrat des Tollwut-Impfstoffs“ verfüge. Die Lieferverzögerung sei zeitlich begrenzt und stehe in keinem Zusammenhang mit der Qualität, Sicherheit oder Wirksamkeit bereits in Umlauf befindlicher Produktchargen. Die Versorgung von Notfällen sei gewährleistet.
Im Gesundheitsministerium betont man, dass für Notfälle oder Bundesheereinsätze genug Reserven verfügbar sind. Sowohl gegen Gelbfieber als auch gegen Tollwut gibt es derzeit in Europa nur je ein zugelassenes Produkt. Klein: „Fällt wegen technischer Probleme eine Anlage aus, dauert es aufgrund der hohen Auflagen fast sechs Monate, bis wieder eine Serienproduktion möglich ist.“
Auch der Vierfach-Impfstoff Diphtherie/Tetanus/Keuchhusten/Polio ist derzeit nicht lieferbar – hier sind noch alternative Produkte verfügbar: „Es muss alles getan werden, dass aus solchen Lieferengpässen einzelner Firmen keine Versorgungsengpässe werden“, so Apothekerkammer-Vizepräsident Christian Müller-Uri.