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Fliegen in der Schwangerschaft: Neue Empfehlungen

Eines vorweg: Fliegen ist für Schwangere im Normalfall auch aus medizinischer Sicht kein Problem. Trotzdem sollten sie einige Punkte beachten. Die königlich britische Akademie der Geburtshelfer und Gynäkologen hat jetzt neue Richtlinien für Flugreisen von Schwangeren herausgebracht. Ab der 37. Schwangerschaftswoche (bei Mehrlingen: ab der 32. SSW) gelten Flugreisen von Schwangeren als riskantes Unterfangen.

Kann Fliegen der schwangeren Frau oder ihrem Baby schaden?

Bei einer Schwangerschaft ohne bisherige Komplikationen und einer gesunden Frau gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Veränderungen des Luftdrucks und/oder die niedrige Luftfeuchtigkeit in der Kabine einen schädlichen Effekt auf Mutter und Kind haben.

Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass durch Fliegen frühzeitig die Wehen ausgelöst werden könnten, dass es zu einem Blasensprung oder gar zu einer Fehlgeburt kommt.

Bei gelegentlichen Flügen in der Schwangerschaft wird auch von keinem erhöhten Gesundheitsrisiko durch den leichten Anstieg der Strahlenbelastung ausgegangen.

Bis zu welcher Schwangerschaftswoche ist das Risiko eines Wehenbeginns im Flugzeug relativ gering?

Vor der 37. Schwangerschaftswoche - wenn die Mutter nur ein Kind erwartet. "Ab der 37. Woche können die Wehen jederzeit einsetzen - deshalb verzichten viele Frauen ab diesem Zeitpunkt auf Flüge", heißt es in dem Informationsblatt. Viele Fluglinien erlauben Schwangeren ab diesem Zeitpunkt auch keine Flüge mehr - und auch mit der Reiseversicherung kann es Schwierigkeiten geben.

Ist die Mutter mit Zwillingen schwanger, gilt als Grenze für einen sicheren Flug ohne Komplikationen die Zeit vor der 32. Schwangerschaftswoche - wenn es bis dahin keine Probleme gab. Früher lag die Empfehlung für Mehrlingsschwangerschaften bei 34 Wochen.

Gibt es erhöhte Risiken für andere Gesundheitsprobleme?

Fliegen kann eine Schwangerschaftsübelkeit noch ein wenig verstärken.

Während einer Schwangerschaft ist die Wahrscheinlichkeit einer verstopften Nase erhöht. Dies in Kombination mit dem wechselnden Kabinen-Luftdruck während eines Fluges kann zu Ohrenbeschwerden führen.

Wassereinlagerungen können das Anschwellen der Beine auslösen.

Wie steht es um das Risiko einer Venenthrombose?

Während der Schwangerschaft und bis zu sechs Wochen nach der Geburt ist das Risiko einer tiefen Beinvenenthrombose etwas erhöht im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen. Gleichzeitig ist auch das Sitzen über einen längeren Zeitraum ein Risikofaktor.

Bis zu einer Flugdauer von maximal vier Stunden sind keine besonderen Vorbeugungsmaßnahmen notwendig. Bei längeren Flügen empfehlen die Mediziner,

- lockere, bequeme Kleidung und komfortable Schuhe

- nehmen Sie wenn möglich einen Gangsitz und gehen sie regelmäßig ein wenig auf und ab

- machen Sie alle 30 Minuten auf ihrem Platz spezielle Übungen mit ihren Beinen wie z.B. leichtes Beinkreisen. Viele Fluglinien halten dafür spezielle Informationen bereit.

- trinken Sie während des gesamten Flugs regelmäßig Wasser

- trinken Sie keinen Alkohol (sollte in der Schwangerschaft sowieso tabu sein) und reduzieren Sie auch den Konsum von Koffein

- tragen Sie spezielle Kompressionsstrümpfe.

Bestehen bestimmte Risikofaktoren für eine Beinvenenthromobose, werden zur Blutverdünnung Heparin-Injektionen empfohlen. Diese müssen aber vor dem Flug vom Arzt verordnet werden.

Niedrig dosiertes Aspirin hat nach derzeitigem Wissensstand keinen Einfluss auf das Risiko einer Beinvenenthrombose.

Gibt es Gründe, die gegen einen Flug sprechen?

Ja, betonten die britischen Ärzte:

- Ein bereits diagnostiziertes Risiko für das Einsetzen der Wehen vor dem errechneten Geburtstermin

- Schwere Anämie ("Blutarmut", die Zahl der sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen ist vermindert)

- Sichelzellenanämie

- Blutungen im Vaginalbereich

- Lungen- oder Herzerkrankungen, die das Atmen erschweren.