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„Großes Interesse der Patienten“

Die Patienten fragen täglich danach – zum Teil auch leichtfertiger als früher“, erzählt der Wiener Urologe Georg Ludvik. Gemeint sind die Generika (Nachbaupräparate) des Potenzmittels Viagra mit demselben Wirkstoff – Sildenafil. Knapp drei Wochen nach dem Auslaufen des Patents für das Erektionsmittel Viagra zeichnet sich ein wachsendes Interesse für die zum Teil deutlich billigeren Generika ab. „Auch wir merken eine steigende Nachfrage“, heißt es etwa beim Pharmagroßhändler Kwizda.

„Viele Patienten haben schon darauf gewartet“, berichtet auch der Sexualmediziner Georg Pfau aus Linz. „Die Nachfrage ist sehr groß. Und es gibt schon vermehrt den Wunsch von Patienten es doch einmal probieren zu können, auch wenn gar keine medizinische Notwendigkeit dafür besteht. Dem müssen wir Ärzte natürlich entgegentreten.“

Keine Lifestyle-Mittel

„Das sind ja keine Lifestyle-Präparate“, betont Ludvik: „Da ist schon viel Aufklärungsarbeit notwendig. Auch darüber, dass eine Anwendung ohne umfassende medizinische Untersuchung kann sehr gefährlich sein. Ich schicke viele Patienten zuerst einmal zum Internisten um Herzgefäßerkrankungen abzuklären – viele haben eine solche, ohne es zu wissen.“

Wer z. B. Sildenafil mit einem nitrathaltigen Medikament kombiniert, kann einen akuten lebensbedrohlichen Blutdruckabfall erleiden. Pfau: „Eine Erektionsstörung ist immer nur ein Symptom, nie eine Erkrankung.“

„Bei uns ist kein Riesenansturm, aber es kommen bereits Patienten mit Generika-Rezepten“, sagt der Pharmazeut Viktor Hafner, Vizepräsident der Wiener Apothekerkammer. „Es gibt aber nach wie vor auch Patienten mit Viagra-Rezepten.“

16 Hersteller haben Generika mit dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil registrieren lassen. Insgesamt sind es 88 Präparate, wobei jede einzelne Wirkstoffstärke (z. B. 25, 50 oder 100 mg) als ein Präparat gerechnet wird. Noch sind aber nicht alle erhältlich.

4er-Pack ab 19,90 €

Vom Originalpräparat Viagra kostet in der Stärke 50 mg eine Packung mit vier Tabletten 65,90 Euro. „Die Generika rangieren derzeit zwischen 47,80 und 19,90 Euro“, sagt Pharmazeut Bernhard Ertl von der Pharmazeutischen Abteilung der Österreichischen Apothekerkammer. Auch die Generika sind alle rezeptpflichtig.

Experten gehen davon aus, dass ein Teil jener Viagra-Konsumenten, die sich bisher illegale Präparate aus dem Internet bestellt haben (siehe rechts), jetzt zu den billigeren, aber genauso sicheren Generika greifen werden.

Die Hersteller der Generika müssen nachweisen, dass ihr Präparat genauso wirkt wie das Original – Experten sprechen von „Bioäquivalenz“. Erst dann bekommen sie eine Zulassung. Da sie keine Forschungsausgaben hatten, können sie ihr Präparat deutlich billiger anbieten.

„Natürlich gab es auch schon bisher einen Missbrauch solcher Potenzmittel“, erzählt Pfau: „Viele Konsumenten haben überhaupt keine Erektionsstörung sondern verwenden Viagra nur wie einen Turbo, um den Abstand von Geschlechtsverkehr zu Geschlechtsverkehr zu verkürzen.“ Sollten die billigeren Präparate häufiger verschrieben werden, würde das dieses Bild der leistungsorientierten Sexualität nur noch zementieren – „wir benötigen aber mehr emotionsorientierte Sexualität“, betont Pfau: „Vielleicht gibt es jetzt wegen des niedrigeren Preises Viagra für jedermann – aber es braucht nicht jeder Mann Viagra und Co.“

Denn die meisten Erektionsstörungen hätten ihre Ursache nicht in organischen Problemen, sondern in der Beziehung: „Und da hilft am besten ein therapeutisches Gespräch mit beiden Partnern.“