Wirtschaft

Zielpunkt-Mitarbeiter: "Wir wissen es aus den Medien"

Nasser Schnee schmilzt auf dem Parkplatz vor der Zielpunkt-Filiale in der kleinen Stadt Gföhl im niederösterreichischen Waldviertel. Nur wenige Autos parken vor dem Geschäft. Drinnen unterhält sich Filialleiterin Sonja Pritz gerade mit einer Kollegin über das am Vorabend verkündete Aus der Supermarktkette: "Erfahren haben wir es aus den Medien. Das war nicht angenehm", sagt sie und macht sich Gedanken, wie die Zukunft für sich und ihre neun Kolleginnen aussehen soll.

"Vor Weihnachten sind das keine schönen Aussichten", sagt Pritz, die in der Gföhler Nachbargemeinde Jaidhof wohnt, verheiratet ist und kleine Kinder hat. Sie wundert sich: "Vor Kurzem hat man erst die Regale in unserem Geschäft umgestaltet. Das tut man doch nicht, wenn es aus wird", überlegt sie und fühlt sich nach 17 Jahren in der Firma nicht gut behandelt.

Wünsche

"Meine Kinder sind schon größer und mit ihnen wachsen die Wünsche zu Weihnachten. Das wird schwierig heuer", sagt ihre Kollegin Andrea Halbertschlager, die heuer das zehnte Dienstjahr begonnen hatte.

"Wir kommen extra aus Krems herauf, weil es da keine Filiale mehr gibt. Die Mitarbeiter sind so freundlich und wir sind das Geschäft gewohnt, die Ware und die Preise sind auch gut", meint Mathilde Ratheyser, die gemeinsam mit ihrem Mann und einer Freundin zum Einkaufen gekommen ist.

"Den gut gelegenen Platz direkt an der B 37 wird sich sicher der Hofer oder ein anderer Markt schnappen, das wird nicht lange dauern", meint ein Kunde. "Mir ist das wurst. Wenn es den Zielpunkt nicht gibt, wird sich bestimmt ein anderer hersetzen", sagt ein weiterer Herr.

"Ich wohne erst seit drei Jahren in Gföhl, aber seither komme ich gern und regelmäßig her", erklärt Petra Gusenbauer. Dass es die Kette bald nicht mehr geben soll, findet sie schade. "Ich glaube schon, dass das Geschäft fehlen wird. Die Leute sind so freundlich. Ich finde das einfach schade", sagt sie.

"Ich bin 13 Jahre dabei und im November 57 geworden. Ich habe noch drei Jahre bis zur Pension, jetzt wird es aber sicher schwierig, in der Nähe einen Job zu finden", erklärt Zielpunkt-Kassierin Ingrid Weber.

"Die Nahversorgung in Gföhl wird sicher nicht zusammenbrechen. Wir haben zum Glück eine ganz gute Ausstattung an Geschäften", erklärt die Gföhler Bürgermeisterin Ludmilla Etzenberger.

Ärger

In anderen heimischen Regionen ist Zielpunkt dagegen zu einem wichtigen Nahversorger geworden. Zielpunkt-Kundin Sabine Kögler aus dem Bezirk Wr. Neustadt bedauert die Angestellten und ist über die Vorgangsweise verärgert. Vor allem seit man gehört hat, dass die Gutscheine keine Gültigkeit mehr haben sollen.