Wirtschaft

Wifo: Tourismus nach Lockdown unerwartet rasch erholt

Die Tourismus-Nachfrage hat sich nach dem jüngsten Lockdown dann nach Weihnachten unerwartet schnell erholt. Die Aussichten erscheinen laut Wifo trotz weiterhin hoher Infektionszahlen recht positiv.

Die Nächtigungszahlen und Einnahmen waren in der angelaufenen Wintersaison 2021/22 in den Monaten November und Dezember aber deutlich unter dem Vorkrisennivau. Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen und eine ungebrochene Reiselust machen Hoffnung auf eine Fortsetzung der Erholung.

Große Zuwächse

Die Zahl der Nächtigungen lag von November bis Dezember wegen des Lockdowns bei knapp 9,4 Millionen. Das waren um 43,6 Prozent weniger als im Vorkrisen-Winter 2018/19.

Vor allem der Skitourismus im Westen Österreichs habe sich mit der Wiedereröffnung Mitte Dezember aber sehr rasch erholt, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Mittwoch in einer Pressemitteilung.

In Salzburg gab es im Dezember im Vergleich zum Vormonat November ein Plus von 222,3 Prozent, in Tirol von 214,2 Prozent, in Vorarlberg von 262,8 Prozent und in Österreich insgesamt von 87,3 Prozent.

Die nominellen Einnahmen im heimischen Tourismus (einschließlich Tagesreisen sowie Verwandten- und Bekanntenbesuche) beliefen sich in der Wintervorsaison in den Monaten November und Dezember nach ersten Schätzungen des Wifo auf 2,42 Mrd. Euro.

Kaum Mehrbelastung

Das waren um 38,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum der Normalsaison 2018/19 und real (inflationsbereinigt) um 43,6 Prozent weniger.

Die sehr rasche Verbreitung der Omikron-Variante mit neuen Höchstständen an Infizierten trübte die Stimmungslage zu Jahresbeginn wieder ein, die Mehrbelastung der Spitäler sei aber trotz der hohen Infektionszahlen noch immer gering.

Das habe Lockerungen der Pandemiemaßnahmen zur Folge, von denen der Tourismus profitieren könne. "Verbunden mit einer sichtbar ungebrochenen Reiselust, lassen diese Entwicklungen hoffen, dass sich in den für die österreichische Tourismuswirtschaft so wichtigen Monaten Februar und März die Erholung im Tourismus weiter fortsetzt", so die Wirtschaftsforscher.

Welche touristischen Wirkungen der Strategiewechsel im österreichischen Pandemiemanagement mit sich bringt, lasse sich aber kaum in genauere Prognosen übersetzen.

Gehe man trotz bestehender hoher Unsicherheiten davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie überwunden ist und sich die Nachfrage - vor allem aus den Nahmärkten - dem vorpandemischen Niveau langsam annähert, so ergäbe sich für die Wintersaison 2021/22 ein Gesamtnächtigungsvolumen von 56,7 Millionen, das wären um 22,2 Prozent weniger als in der letzten Vorkrisensaison 2018/19.

In den heurigen Semesterferien sind die Hotels trotz Omikron zur Hälfte ausgelastet. "Im Schnitt werden wir die 50 Prozent halten können, manchmal überschreiten - die Städte ausgenommen", wie ÖHV-Sprecher Martin Stanits am Montag zur APA sagte.

Guter Ausblick

"Es wird auch Regionen geben, wo die Buchungen in Richtung 70 Prozent Auslastung gehen und die Unterschwelle von 40 bis 50 Prozent wird sich auch ausgehen. "Für die nächsten sechs bis sieben Wochen sind die Vorausbuchungen sehr sehr gut", berichtete die Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Susanne Kraus-Winkler zu Wochenbeginn.

Das Gesamtjahr 2021, das zweite durch COVID-19 geprägte Jahr, weist laut Wifo "eine durchwachsene touristische Bilanz" auf. Es gab mit 79,6 Millionen Übernachtungen um 18,7 Prozent weniger aus als im ersten Coronajahr 2020, der Lockdown-bedingte Ausfall der umsatzstarken Monate Jänner bis März wirkte sich in der Jahresbilanz sehr negativ aus.

Damit erreichte die touristische Nachfrage 2021 nur knapp das halbe Volumen des Vorkrisenniveaus von 2019. Die Binnennachfrage habe sich einmal mehr als Stütze der heimischen Tourismuswirtschaft erwiesen. Vor allem die vom Wintersport abhängigen Bundesländer im Westen Österreichs hätten unter dem Lockdown im ersten Halbjahr 2021 gelitten. Der Städtetourismus in Wien blieb trotz leichter Nächtigungszuwächse 2021 um fast drei Viertel unter dem Vorkrisenniveau zurück.