Wiener Webtracking-Start-up Jentis erhält 11 Millionen Euro
Von Patrick Dax
Das Wiener Start-up Jentis ermöglicht es Website-Betreibern datenschutzkonform Nutzerdaten unter anderem für personalisierte Angebote zu erfassen. Am Dienstag gab Jentis den Abschluss einer Finanzierungsrunde in der Höhe von 11 Millionen Euro bekannt.
Mit dem Geld, das von den Risikokaptialgebern Bright Pixel Capital, 3TS Capital Partners sowie dem bereits bestehenden Investor Pragmatech Ventures stammt, soll das Wachstum in den Schlüsselmärkten Europa und Nordamerika beschleunigt werden.
Neue Märkte
Konkret will man die Märkte in Nordeuropa und den Benelux-Ländern erschließen und auch am US-Markt wachsen, wo das Start-up schon heute ein großes Medienunternehmen zu seinen Kunden zählt.
Bisher lag der Schwerpunkt in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter. In den nächsten beiden Jahren soll die Zahl verdoppelt werden.
➤ Mehr lesen: Investoren auf der Bremse: Start-ups sammeln 60 Prozent weniger Geld ein
"Daten werden immer wichtiger"
"Daten werden für Firmen immer wichtiger", sagt Jentis-Gründer Thomas Tauchner zum KURIER. Für Werbung und Marketing, aber auch für Unternehmensentscheidungen, etwa für die Einkaufsplanung, oder für KI-basierte Anwendungen. "Sie stehen aber immer schlechter zur Verfügung."
Jentis setzt bei der Erfasssung von Nutzerdaten auf ein Verfahren, das Server Side Tracking genannt wird. Es gibt Unternehmen mehr Kontrolle über die gesammelten Daten und erfüllt die strengen europäischen Datenschutzanforderungen.
Mehr Kontrolle für Website-Betreiber
Anders als bei sogenannte Drittanbieter-Cookies, die von den meisten Browser-Anbietern bereits stark eingeschränkt oder blockiert werden und ab dem kommenden Jahr auch beim Google-Browser Chrome radikal beschränkt werden sollen, werden die Daten beim Server Side Tracking nicht mehr automatisch an Werbe- und Analyseunternehmen weitergereicht.
Die Kontrolle über sie liegt beim Website-Betreiber. Der kann sie vor der Weitergabe an einschlägige Analysetools anonymisieren, pseudonymisieren oder zum Eigengebrauch mit weiteren Daten verknüpfen. Auf die Website-Betreiber komme damit auch eine größere Verantwortung zu, sagt Tauchner.
➤ Mehr lesen: Websummit: Wie österreichische Start-ups das Festival für sich nutzten
Wettbewerbsvorteil DSGVO
Jentis zählt bei dem Verfahren zu den Pionieren. Neben Google, das ebenfalls eine Lösung anbietet, gibt es derzeit weniger als eine Handvoll weiterer Anbieter. Mit der Lösung sei man bereits ein Jahr vor Google auf dem Markt gewesen, erzählt Tauchner.
Auch weil man durch die strengen europäischen Datenschutzregeln einen Wettbewerbsvorteil hatte. Über die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) werde viel gesudert, er sehe das anders: "Wir haben früher gelernt mit Datenschutz umzugehen. Jetzt ist er ein Exportgut."
Zu den über 100 Kunden des 2020 gegründeten Unternehmens zählen zahlreiche große Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, darunter die Erste Bank, die Santander Bank, die Society Generale, der Möbelhändler XXXLutz, Libro, Giesswein und der deutsche Heise Verlag. Zuletzt sammelte Jentis bei einer Seed-Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr 3 Millionen Euro ein.