Wie die Regierung den Außenhandel stärken möchte
Von Anita Staudacher
Mit 63 Maßnahmen will die Regierung den österreichischen Außenhandel stärken. Wirtschafts- und Außenministerium haben dafür gemeinsam mit der Wirtschaftskammer (WKO) eine neue „Außenwirtschaftsstrategie“ ausgearbeitet, die am Montag vorgestellt wurde. Das 42-seitige Papier definiert vor allem politische Handlungsfelder bzw. Förderschienen und enthält vage Absichtserklärungen. Konkrete Umsetzungszeiträume fehlen ebenso wie Kostenaufstellungen.
Die wichtigsten Punkte:
- Asien-Schwerpunkt Asien, konkret Südostasien, soll als Zielregion verstärkt bearbeitet werden. In Vietnam wird ein eigenes Außenwirtschaftscenter eröffnet.
- Besuchsdiplomatie In einer „wieder zunehmend geopolitischen Weltwirtschaft“ (Außenministerin Karin Kneissl) sollen Spitzenpolitiker als „Türöffner in schwierige Märkte“ fungieren. WKO-Boss Harald Mahrer wünscht sich mehr „anlassbezogene Delegationen“ etwa bei wichtigen Ausschreibungen.
- Österreich-Häuser Die Botschaften und Außenwirtschaftscenter der WKO sollen enger kooperieren, am besten zu „Österreich-Häusern“ zusammengeführt werden. Ziel ist ein „One-Stop-Shop“ für die Exportwirtschaft. Als Vorbild dient Außenministerin Karin Kneissl die Botschaft in Laibach/Slowenien.
- Fachkräfte-Anwerbung Nach deutschem Vorbild „Make it in Germany“ (mach es in Deutschland, Anm.) werden Austria Business Agency und WKO gezielt Fachkräfte im Ausland anwerben. Dafür gibt es vom Wirtschaftsministerium ein eigenes Budget. Auch die Außenwirtschaftscenter sollen sich verstärkt darum kümmern. Umgekehrt soll der Export der dualen Ausbildung forciert werden.
- Start-up-Förderung Ziel ist es, mehr Start-ups und Investoren aus Asien nach Österreich zu holen. Gleichzeitig sollen österreichische Start-ups bei der Internationalisierung unterstützt werden. Auch dem Thema Digitalisierungs-Förderung wird ein eigener Schwerpunkt gewidmet. "Mit dem Durchschnittsansatz werden wir das Match hier nicht gewinnen", so Mahrer.
- Versorgungssicherheit Die Absicherung und langfristige Versorgung mit Rohstoffen findet sich ebenso als Ziel wie der Schutz kritischer Infrastruktur und Technologie vor ausländischen Übernahmen. Bei der Versorgungssicherheit nannte Kneissl das "heikle Thema" Gaspipeline Nord Stream II als Beispiel.
Nur drei der 63 Maßnahmen sind den Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit gewidmet. „Es wurden für die Strategie alle Themen ausgebreitet, daher ist sie auf einem abstrakten Niveau“, kommentierte Wirtschaftsprofessor Harald Badinger (WU Wien) das Papier. „Jetzt geht es darum, etwas umzusetzen.“ WIFO-Chef Christoph Badelt betonte die Wichtigkeit der Förderung von Klein- und Mittelbetrieben (KMU). Diese würden im Gegensatz zu Konzernen oft nicht über die nötigen Mittel für den Aufbau von Auslandsmärkten verfügen.