Wirtschaft

Warum Lebensmittel so teuer sind

Die Zahlen klingen dramatisch. Gemüse wurde in Österreich um mehr als zehn Prozent teurer, Obst um fast acht Prozent.Bei Kartoffeln zog der Preis um bis zu 75 Prozent an. Auch in Deutschland sind die Lebensmittelpreise deutlich nach oben geklettert. Plus 50 Prozent bei Kartoffeln und plus 25 Prozent für Äpfel.

Hauptverursacher für die aktuellen Preissteigerungen sind diverse Wetterkapriolen. Dauerregen, extreme Hitze oder Dürreperioden sorgen für Ernteausfälle und steigende Preise. Der Getreidepreis hängt nun mal davon ab, wie viel weltweit zum Verkauf angeboten wird.

Hoher Bioanteil

Ein weiter Grund für höhere Lebensmittelpreise: Österreich hat abgesehen von Luxemburg den höchsten Anteil an Bio-Lebensmitteln.

Doch das allein kann nicht die Ursache dafür sein, dass die Lebensmittelpreise seit Jahren stärker steigen als die Inflationsrate insgesamt. Landwirtschaftliche Produkte sind seit 2010 laut Statistik Österreich um rund zehn Prozent teurer geworden. Deutlich stärker als die Inflationsrate.

Die AK-Abteilungsleiterin für Konsumentenpolitik, Gabriele Zgubic, verweist auf den Preisvergleich der Statistikbehörde Eurostat. Deren Daten zeigen, dass Österreich bei Lebensmitteln im EU-Vergleich tatsächlich ein Hochpreisland ist. Nur Dänemark und Schweden sind teurer. (siehe Zusatzbericht).

Marktkonzentration

Ausnahmsweise sind sich Arbeiterkammer und Landwirtschaftskammer bei der Suche nach den Schuldigen einig. Die hohe Marktkonzentration der Handelsketten Rewe, Spar und Hofer nennt der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, August Astl als Ursache für die hohen Preise. Als Beleg verweist er auf die häufigen Razzien der Wettbewerbsbehörde im Lebensmittelhandel.

Für Roman Seeliger, stellvertretender Geschäftsführer der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, ist das kein überzeugendes Argument: „Da gibt es keine monokausale Erklärung. Die Strukturen im Handel sind seit Jahren unverändert.“ Deutlich gestiegen sind laut Seeliger die Ausgaben für die Lebensmittelkontrolle sowie die Energiepreise. Letztere hätten etwa die Kosten für die Kühlkette nach oben getrieben.

Unverhältnismäßig hohe Preissprünge hat es laut Adolf Marksteiner, Abteilungsleiter Marktpolitik in der Landwirtschaftskammer, auch bei den Düngemitteln gegeben. Trotzdem seien die Erzeugerpreise bei Landwirtschaftlichen Produkten wie etwa Milch auf lange Sicht nicht gestiegen. Eine große Ausnahme sind Sojabohnen, die bisher vor allem aus dem Ausland importiert wurden.

Der Preis für Braugerste hingegen ist gesunken, Bier jedoch wurde dennoch deutlich teurer (siehe Grafik). Trotzdem verdienen sich Wirte und Brauereibesitzer keine goldene Nase. Sie kämpfen nicht nur mit höheren Personalkosten, auch die Lokalmieten sind gestiegen.

Alle Inhalte anzeigen

Eurostat hat nachgerechnet: Im Jahr 2012 war Polen das EU-Land mit den niedrigsten Preisen für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke. Das Preisniveau eines vergleichbaren Warenkorbs betrug lediglich 61 Prozent des EU-27-Durchschnitts.

In Dänemark hingegen mussten die Konsumenten mehr als doppelt so viel ausgeben. Das Preisniveau lag 43 Prozent über dem EU-Durch schnitt.

Österreich landete beim EU-Preisranking hinter Dänemark und Schweden mit einem Wert von 120 Prozent des EU-Durchschnitts auf dem schlechten dritten Platz. Die Ursache dafür sind die vergleichsweise hohen Preise für Brot und Getreideerzeugnisse (134 Prozent des EU-Schnitts) und Fleisch (132 Prozent des EU-Schnitts). Nur in Dänemark ist Fleisch genauso teuer wie in Österreich.

Bei Milch, Eiern und Käse müssen die Konsumenten hierzulande etwa den EU-Schnitt bezahlen. Alkoholische Getränke sind mit 96 Prozent des EU-Schnitts sogar etwas billiger. Niedrige Lebensmittelpreise gibt es in den ehemaligen Ostblock-Staaten. Neben dem bereits genannten Polen sind es Bulgarien (68 Prozent) und Rumänien (67 Prozent), die das EU-Mittel nach unten drücken.

Auch wenn sich die Raucher über die hohen Tabaksteuern beklagen: Verglichen mit Irland und Großbritannien sind die Zigarettenpreise in Österreich mit 86 Prozent des EU-Schnitts durchaus wohlfeil. Irland ist mit 199 Prozent der Spitzenreiter.