Vom Zinshaus-Kaiser zum Häuslbauer
Von Kid Möchel
Am Freitagnachmittag wurde die erste Weiche zur Rettung des insolventen Kärntner Holz-Fertigteilhaus-Erzeugers GriffnerHaus gestellt. Der Wiener Immobilien-Tycoon Günter Kerbler, der bisher 40 Prozent an der Pleite-Firma hielt, hat dem Konkursverwalter ein Übernahmeangebot gelegt. Kerbler will die Vermögenswerte (Maschinen,Vorräte, Marken) mit der Auffanggesellschaft „Gewerke Errichtungs GmbH“ übernehmen und die Produktion in Griffen weiterführen. Das Angebot wird mit rund 7,7 Millionen Euro beziffert, davon soll nur ein Teil in Form von Bargeld fließen, der Rest besteht aus Haftungs- und Garantieübernahmen. Zugleich muss er mit der Hypo- Alpe-Adria-Bank über die Betriebsliegenschaft verhandeln. Sie ist mit Pfandrechten der Bank zugepflastert.
„Blut geleckt“
Der 57-jährige Kerbler, der einst den Immobilien-Konzern conwert aufzog und heute bei der Vienna Estate-Gruppe und der Wiener Privatbank den Ton angibt, hätte sich schon längst zur Ruhe setzen können. Sein Vermögen soll konservativ geschätzt 150 Millionen Euro betragen. Alleine seine 3000-Betten-Hotel- und Appartementanlage in der Dominikanischen Republik gilt als „Gelddruckmaschine“.
„Ja, ich hätte damit ein gutes Auskommen“, gibt Kerbler im Gespräch mit dem KURIER zu. „Aber ich habe Blut geleckt, jetzt einmal selbst etwas zu produzieren.“ Denn er habe sich vorgenommen, bei GriffnerHaus nicht nur finanziell mitzumischen, sondern „auch immer wieder vor Ort auf den Baustellen sein“. Er möchte verstehen, „wie Wände aufgezogen werden und wie so ein Haus entsteht“. Generell gibt er dem Holzbau hierzulande eine große Zukunft – vor allem, weil die Europäische Union ihn fördere. Dabei denkt er auch an die großen Marktchancen im mehrstöckigen Holz-Wohnbau.
Kerbler, der früher auch die Arbeiterzeitung und die Wiener Stadtzeitung Falter finanzierte und die Gastronomie am Wiener Spittelberg aufmischte, bringt im Fall GriffnerHaus auch seine „soziale Ader“ ins Spiel. Der Großteil der 240 Arbeitsplätze soll erhalten werden.
„Es geht dabei um 200 Familien“, sagt der Wiener Zinshaus-Kaiser. Dabei hat er das große Glück, dass derzeit in Kärnten ein harter Wahlkampf tobt. Dem Vernehmen nach soll ihm das Land Kärnten eine Förderung aus dem Zukunftsfonds in Höhe von zwei Millionen Euro angetragen haben. Doch der gewiefte Unternehmer, der zeitgleich mit Partnern die Hotel-Gruppe der UNIQA-Versicherung wieder flottmachen will, meint, dass nach der Wahl wieder alles anders aussehen kann.
Kerblers Ziel ist aber überaus ehrgeizig. Mit 1. Februar will er den neuen GriffnerHaus-Betrieb starten. Ein Tempo, das Arno Ruckhofer vom Alpenländischen Kreditorenverband und Gerhard Weinhofer von Creditreform ablehnen. „Ich halte von einer zu raschen Übernahme nichts“, sagt Ruckhofer. „Das würde kein gutes Bild machen, weil man dabei jeden anderen Interessenten ausbremst.“ Kerbler habe als Altgesellschafter Insiderwissen und somit einen Vorsprung.
Für die Gläubiger bleibt die GriffnerHaus-Pleite (32 Millionen Schulden) eine Katastrophe. Sie müssen zumindest 90 Prozent ihrer Forderungen abschreiben. Die vielen Lieferanten können nur darauf hoffen, dass die Produktion in Griffen weitergeht und neue Aufträge den Verlust etwas abfedern.