Politische Eingriffe verschrecken Investoren
Von Anita Staudacher
Die Re-Verstaatlichungspolitik der ungarischen Regierung erfasst nun auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Wie die ungarische Zeitung Magyar Nemzet berichtet, will die Regierung Teile der ÖBB-Güterverkehrstochter Rail Cargo Hungaria (RCH) wieder zurückhaben. Die frühere MAV Cargo wurde 2008 an die ÖBB verkauft. Nun soll die Staatsbahn MAV wieder Güterkapazitäten übernehmen. ÖBB-Sprecherin Sonja Horner zeigt sich vom Artikel „überrascht“, schließlich gäbe es mit der MAV seit 2011 ein Kooperationsabkommen. Die RCH bilanziere positiv und stehe nicht zum Verkauf.
Unberechenbar
Die unberechenbare und höchst umstrittene Wirtschaftspolitik der Regierung Orban würde zunehmend ausländische Investoren abschrecken, berichtet Erika Teoman-Brenner, Österreichs Wirtschaftsdelegierte in Budapest. Erst kürzlich schrieb die Regierung den Energieversorgern vor, die Strom- und Gaspreise für Haushalte um rund zehn Prozent zu senken.
„Ungarn leidet im Ausland unter einem Image-Einbruch, der dem Wirtschaftsstandort immens schadet“, so Teoman-Brenner. Dabei hätte die in der Rezession steckende Wirtschaft dringend Investments nötig. Einzig in den Automotive-Bereich würden wegen der niedrigen Produktionskosten derzeit Gelder fließen, vor allem aus Deutschland.
Exporte ins Nachbarland rückläufig
Österreichs Exporte nach Ungarn gingen im Vorjahr um rund zwei Prozent auf 3,5 Mrd. Euro zurück, eine Abwanderung heimischer Betriebe fand jedoch nicht statt. „Es gibt keinen Exodus, einzelne Firmen verkleinern aber ihre Standorte“, berichtet die Wirtschaftsdelegierte.
Auf ein Rekordhoch von 3,4 Mrd. Euro (plus zwei Prozent) kletterten hingegen die Exporte nach Polen. Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Warschau, Ernst Kopp, rechnet damit, dass schon 2014 mehr nach Polen als nach Ungarn exportiert wird.