Wirtschaft

Turbulenter Börsestart für Facebook

Im Silicon Valley im Norden von Kalifornien geht es seit Donnerstagabend rund. Mark Zuckerberg, Gründer und Chef von Facebook, und hunderte seiner Mitarbeiter feierten  mit Standing Ovations am Firmensitz ausgelassen den lang erwarteten Börsestart der Internet-Plattform. Der Ausgabepreis von 38 US-Dollar wurde zu Handelsstart mit 42,05 Dollar zwar übertroffen. Allerdings blieb der Erstkurs  hinter den Erwartungen zurück. Denn die Rede war sogar von bis zu 75 Dollar gewesen. Die harte Realität: Der Schlusskurs lag nur 23 Cent oder 0,61 Prozent über dem Ausgabekurs. Nur massive Stützungskäufe durch Banken hatten verhindert, dass die Aktie unter den Ausgabepreis abrutscht, hieß es.

Zuckerberg begab sich nicht selbst nach New York, wo Facebook an der Technobörse Nasdaq notiert. Das traditionelle Läuten der Börseglocke zu Handelsbeginn vollzog er, eingehüllt  im bekannten dunklen Kapuzenpulli, lieber im Kreis seiner Mitarbeiter auf elektronischem Weg via Liveschaltung. Überschattet wurde der Handelsstart von technischen Problemen. Infolge zu vieler Kauf- und Verkaufaufträge verzögerte sich der Start um eine halbe Stunde.

Einnahmen

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Die Einnahmen aus dem Börsegang werden rund 16 Milliarden Dollar ausmachen. Damit wäre es der weltweit achtgrößte Börsegang aller Zeiten. Noch nicht eingerechnet ist hier die Mehrzuteilungsoption, die höchstwahrscheinlich zum Tragen kommen wird. Dabei handelt es sich um eine Reserve an Aktien, die zusätzlich zum Ausgabepreis an die Börse gebracht werden. Das würde die Gesamtsumme auf 18,4 Milliarden Dollar ansteigen lassen.

Der hohe Ausgabekurs macht Facebook zu einem Unternehmen mit einem Gesamtwert von 104 Mrd. Dollar (82 Mrd. Euro). Geht der Kurs steil hinauf, werden es noch viel mehr. Bestes Beispiel Google. Beim bis dato größten Börsegang eines Internet-Konzerns war das Unternehmen 37 Milliarden Dollar wert. Heute sind es mehr als 200 Milliarden.

Schon jetzt reiht sich Facebook  an der 38. Stelle der weltweit wertvollsten börsenotierten Unternehmen ein. Damit liegt der Konzern  etwa vor den deutschen Riesen Siemens (65 Mrd. Euro) oder RWE (33 Mrd.). Der VW-Konzern kommt mit seinen weltweit mehr als hunderttausend Mitarbeitern auf einen Wert von 108 Milliarden Euro. In Österreich rangieren etwa Erste Group (30 Mrd. Euro Gesamtwert) und OMV (10,4 Mrd. Euro) ebenfalls  weit abgeschlagen.

Abwärts

Aber für Facebook kann es an der Börse auch in die andere Richtung gehen. Das haben einige Internetfirmen in jüngster Zeit gezeigt. Der Börsegang von Zynga, ein Entwickler für Online-Spiele  wie Farmville, fiel im Dezember 2011 enttäuschend aus. Ähnlich erging es auch dem Schnäppchen-Portal Groupon.

Doch ein schlechterer Kurs wird Zuckerberg fürs Erste wohl relativ egal sein. Er casht beim Börsegang 1,1 Mrd. Dollar ab. Er wird aber noch weiterhin Aktien im Wert von 19 Mrd. Dollar (gerechnet zum Ausgabepreis) halten. Zudem hat er sich die Mehrheit der Stimmrechte am Unternehmen gesichert.

Just am Tag des Börsendebüts flatterte Facebook eine Klage über 15 Milliarden Dollar ins Haus. Nutzer werfen dem Unternehmen vor, ihre Spuren im Internet aufgezeichnet zu haben – selbst nachdem sie die Facebook-Website geschlossen hätten.