Touristen: Treu, aber weniger spendabel
Von Simone Hoepke
Sirtaki auch in der Schuldenkrise: Griechenland ist trotz Streiks in Athen auf den Urlaubsinseln gut gebucht. "In den ersten acht Monaten 2011 sind um zwölf Prozent mehr Touristen angekommen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", sagt Ioannis Rafalias vom Griechischen Tourismusbüro in Wien. Aus Deutschland, dem wichtigsten Gästemarkt, seien heuer um zehn Prozent mehr Urlauber angereist. Zudem entdecken Russen (+33 Prozent), Bulgaren und Rumänen die griechischen Inseln als Urlaubsziel. Auf Kos und Rhodos checkten heuer um mehr als ein Fünftel mehr Gäste ein, auch Kreta meldet ein zweistelliges Plus.
Die Entwicklung der Einnahmen hinkt aber hinter jener der Ankünfte hinterher. Die Touristen lassen weniger springen. Rafalias: "2008 haben ausländische Gäste im Durchschnitt noch 730 Euro ausgegeben, heuer waren es 640 Euro." Bis Ende August hat der griechische Tourismus elf Milliarden Euro eingenommen. Traditionell trägt die Branche 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, jeder sechste Grieche arbeitet im Tourismus. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftszweigs zu stützen, hat Athen die Mehrwertsteuer auf Logis halbiert und die Löhne für Tourismusmitarbeiter um bis zu 20 Prozent gesenkt.
Ioannis Afukatudis, Österreich-Chef beim Reiseveranstalter Thomas Cook,
freut sich heuer über ein zweistelliges Buchungsplus bei Reisen in seine griechische Heimat. "Aber von einer Jubelstimmung sind wir weit entfernt. Angesichts der Unruhen in Nordafrika hätte das Plus viel höher ausfallen müssen", sagt er. Zudem sei das Niveau von 2009 - im Vorjahr ist das Geschäft um 20 Prozent eingebrochen - noch lange nicht erreicht.
Die Griechen wurden heuer aufgerufen, den Urlaub im eigenen Land zu verbringen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Laut Eurostat urlauben neun von zehn Griechen im eigenen Land - damit sind sie gleich patriotisch wie Franzosen und Spanier. Allerdings haben sie früher für den Heimaturlaub um bis zu einem Drittel mehr bezahlt als Gäste aus dem Ausland, meint Afukatudis: "Weil es in Griechenland kaum Veranstalter gibt, die Kontingente zu günstigen Preisen bieten." Destination wie Chalkidiki oder Thassos, die um Auslastung kämpfen, hätten heuer die Angebote für Einheimische forciert.
Schnellentschlossene
In den österreichischen Reisebüros von Ruefa ist Griechenland im Sommer nach wie vor die Nummer-eins-Destination. Wegen der Streiks in Athen hätten heuer aber viele Reisende lange nicht ihre Hellas-Reise gebucht, beobachtet Walter Krahl von Ruefa-Reisen. Erst das schlechte Wetter im Juli hätte viele Österreicher aber dann doch zu einem Griechenland-Urlaub motiviert.